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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64435 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1360<br />

schnell wieder füllt. Zunächst nämlich ist es die jetzt<br />

wieder eintretende Umgebung des vorigen Abends,<br />

welche uns an das erinnert, was wir unter eben dieser<br />

Umgebung gedacht haben: daran knüpfen sich die Ereignisse<br />

des vorigen Tages, <strong>und</strong> so ruft ein Gedanke<br />

schnell den andern hervor, bis Alles, was uns gestern<br />

beschäftigte, wieder daist. Darauf, daß dies gehörig<br />

geschehe, beruht die Ges<strong>und</strong>heit des Geistes, im Gegensatz<br />

des Wahnsinns, der, wie im dritten Buche gezeigt<br />

wird, eben darin besteht, daß große Lücken im<br />

Zusammenhange der Rückerinnerung Statt haben.<br />

Wie gänzlich aber der Schlaf den Faden der Erinnerung<br />

unterbricht, so daß dieser an jedem Morgen wieder<br />

angeknüpft werden muß, sehn wir an einzelnen<br />

Unvollkommenheiten dieser Operation: z.B. eine Melodie,<br />

welche Abends uns zum Ueberdruß im Kopfe<br />

herumgieng, können wir bisweilen am andern Morgen<br />

nicht wiederfinden.<br />

Eine Ausnahme zu dem Gesagten scheinen die<br />

Fälle zu liefern, wo ein Gedanke, oder ein Bild der<br />

Phantasie, uns plötzlich <strong>und</strong> ohne bewußten Anlaß in<br />

den Sinn kommt. Meistens ist dies jedoch Täuschung,<br />

die darauf beruht, daß der Anlaß so gering, der Gedanke<br />

selbst aber so hell <strong>und</strong> interessant war, daß er<br />

jenen augenblicklich aus dem Bewußtsein verdrängte:<br />

bisweilen aber mag ein solcher urplötzlicher Eintritt<br />

einer <strong>Vorstellung</strong> innere körperliche Eindrücke, ent-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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