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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65388 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2313<br />

lauteren Wahrheit Eins ist, für die allezeit äußerst geringe<br />

Anzahl der zu denken Fähigen, rein, unvermischt,<br />

<strong>als</strong>o bloß in abstrakten Begriffen, mithin ohne<br />

jenes Vehikel darzustellen. Dabei verhält sie sich zu<br />

den Religionen, wie eine gerade Linie zu mehreren,<br />

neben ihr laufenden Kurven: denn sie spricht sensu<br />

proprio aus, erreicht mithin geradezu, was jene unter<br />

Verhüllungen zeigen <strong>und</strong> auf Umwegen erreichen.<br />

Wollte ich nun noch, um das zuletzt Gesagte durch<br />

ein Beispiel zu erläutern <strong>und</strong> zugleich eine philosophische<br />

Mode meiner Zeit mitzumachen, etwan versuchen,<br />

das tiefste Mysterium des Christenthums, <strong>als</strong>o<br />

das der Trinität, in die Gr<strong>und</strong>begriffe meiner Philosophie<br />

aufzulösen; so könnte <strong>Die</strong>ses, unter den bei solchen<br />

Deutungen zugestandenen Licenzen, auf folgende<br />

Weise geschehn. Der heilige Geist ist die entschiedene<br />

Verneinung des <strong>Wille</strong>ns zum Leben: der<br />

Mensch, in welchem solche sich in concreto darstellt,<br />

ist der Sohn. Er ist identisch mit dem das Leben bejahenden<br />

<strong>und</strong> dadurch das Phänomen dieser anschaulichen<br />

<strong>Welt</strong> hervorbringenden <strong>Wille</strong>n, d.i. dem Vater,<br />

sofern nämlich die Bejahung <strong>und</strong> Verneinung entgegengesetzte<br />

Akte des selben <strong>Wille</strong>ns sind, dessen Fähigkeit<br />

zu Beidem die alleinige wahre Freiheit ist. –<br />

Inzwischen ist dies <strong>als</strong> ein bloßer lusus ingenii anzusehn.<br />

Ehe ich dieses Kapitel schließe, will ich einige Be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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