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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65014 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1939<br />

die Darstellung der schrecklichen Seite des Lebens,<br />

im grellsten Lichte uns vor Augen gebracht, wohlthätig<br />

auf uns wirken <strong>und</strong> ein hoher Genuß für uns seyn<br />

könnte? Furcht <strong>und</strong> Mitleid, in deren Erregung Aristoteles<br />

den letzten Zweck des Trauerspiels setzt, gehören<br />

doch wahrhaftig nicht an sich selbst zu den angenehmen<br />

Empfindungen: sie können daher nicht<br />

Zweck, sondern nur Mittel seyn. – Also Aufforderung<br />

zur Abwendung des <strong>Wille</strong>ns vom Leben bleibt die<br />

wahre Tendenz des Trauerspiels, der letzte Zweck der<br />

absichtlichen Darstellung der Leiden der Menschheit,<br />

<strong>und</strong> ist es mithin auch da, wo diese resignirte Erhebung<br />

des Geistes nicht am Helden selbst gezeigt, sondern<br />

bloß im Zuschauer angeregt wird, durch den Anblick<br />

großen, unverschuldeten, ja, selbst verschuldeten<br />

Leidens. – Wie die Alten, so begnügen auch Manche<br />

der Neuern sich damit, durch die objektive Darstellung<br />

menschlichen Unglücks im Großen den Zuschauer<br />

in die beschriebene Stimmung zu versetzen;<br />

während Andere diese durch das Leiden bewirkte Umkehrung<br />

der Gesinnung am Helden selbst darstellen:<br />

Jene geben gleichsam nur die Prämissen, <strong>und</strong> überlassen<br />

die Konklusion dem Zuschauer; während diese die<br />

Konklusion, oder die Moral der Fabel, mitgeben, <strong>als</strong><br />

Umkehrung der Gesinnung des Helden, auch wohl <strong>als</strong><br />

Betrachtung im M<strong>und</strong>e des Chores, wie z.B. Schiller<br />

in der Braut von Messina: »Das Leben ist der Güter<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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