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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63526 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 451<br />

ist es zum Verständniß <strong>und</strong> ästhetischen Genuß eines<br />

Werkes der Architektur unumgänglich nöthig, von<br />

seiner Materie, nach ihrem Gewicht, ihrer Starrheit<br />

<strong>und</strong> Kohäsion, eine unmittelbare, anschauliche Kenntniß<br />

zu haben, <strong>und</strong> unsere Freude an einem solchen<br />

Werke würde plötzlich sehr verringert werden, durch<br />

die Eröffnung, daß Bimmstein das Baumaterial sei:<br />

denn da würde es uns wie eine Art Scheingebäude<br />

vorkommen. Fast eben so würde die Nachricht wirken,<br />

daß es nur von Holz sei, während wir Stein voraussetzten;<br />

eben weil dies nunmehr das Verhältniß<br />

zwischen Starrheit <strong>und</strong> Schwere, <strong>und</strong> dadurch die Bedeutung<br />

<strong>und</strong> Nothwendigkeit aller Theile, ändert <strong>und</strong><br />

verschiebt, da jene Naturkräfte am hölzernen Gebäude<br />

viel schwächer sich offenbaren. Daher auch kann aus<br />

Holz eigentlich kein Werk der schönen Baukunst werden,<br />

so sehr dasselbe auch alle Formen annimmt: dies<br />

ist ganz allein durch unsere Theorie erklärlich. Wenn<br />

man aber vollends uns sagte, das Gebäude, dessen<br />

Anblick uns erfreut, bestehe aus ganz verschiedenen<br />

Materien, von sehr ungleicher Schwere <strong>und</strong> Konsistenz,<br />

die aber durch das Auge nicht zu unterscheiden<br />

wären; so würde dadurch das ganze Gebäude uns so<br />

ungenießbar, wie ein Gedicht in einer uns unbekannten<br />

Sprache. <strong>Die</strong>ses Alles beweist eben, daß die Baukunst<br />

nicht bloß mathematisch wirkt, sondern dynamisch,<br />

<strong>und</strong> daß was durch sie zu uns redet, nicht<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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