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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64618 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1543<br />

gene des Menschen ist, der Intellekt hingegen, mit<br />

seinen, gesetzmäßig wie die Außenwelt vor sich gehenden<br />

Operationen, zu jenem sich <strong>als</strong> ein Aeußeres,<br />

ein bloßes Werkzeug verhält.<br />

Hohe Geistesgaben hat man allezeit angesehn <strong>als</strong><br />

ein Geschenk der Natur, oder der Götter: eben deshalb<br />

hat man sie Gaben, Begabung, ingenii dotes,<br />

gifts (a man highly gifted) genannt, sie betrachtend<br />

<strong>als</strong> etwas vom Menschen selbst Verschiedenes, ihm<br />

durch Begünstigung Zugefallenes. Nie hingegen hat<br />

man es mit den moralischen Vorzügen, obwohl auch<br />

sie angeboren sind, eben so genommen: vielmehr hat<br />

man diese stets angesehn <strong>als</strong> etwas vom Menschen<br />

selbst Ausgehendes, ihm wesentlich Angehöriges, ja,<br />

sein eigenes Selbst Ausmachendes. Hieraus nun folgt<br />

aberm<strong>als</strong>, daß der <strong>Wille</strong> das eigentliche Wesen des<br />

Menschen ist, der Intellekt hingegen sek<strong>und</strong>är, ein<br />

Werkzeug, eine Ausstattung.<br />

<strong>Die</strong>sem entsprechend verheißen alle Religionen für<br />

die Vorzüge des <strong>Wille</strong>ns, oder Herzens, einen Lohn<br />

jenseit des Lebens, in der Ewigkeit; keine aber für die<br />

Vorzüge des Kopfes, des Verstandes. <strong>Die</strong> Tugend erwartet<br />

ihren Lohn in jener <strong>Welt</strong>; die Klugheit hofft<br />

ihn in dieser; das Genie weder in dieser, noch in jener:<br />

es ist sein eigener Lohn. Demnach ist der <strong>Wille</strong> der<br />

ewige Theil, der Intellekt der zeitliche.<br />

Verbindung, Gemeinschaft, Umgang zwischen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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