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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64132 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1057<br />

mus iniquam! wäre das Regulativ der nachgefragten<br />

Einwilligung. Eben so in der »Gr<strong>und</strong>legung zur Metaphysik<br />

der Sitten«, S. 56 der dritten, S. 50 der Rosenkranzischen<br />

Ausgabe: »Ein <strong>Wille</strong>, der beschlösse.<br />

Niemanden in der Noth beizustehn, würde sich widerstreiten,<br />

indem sich Fälle ereignen können, wo er Anderer<br />

Liebe <strong>und</strong> Theilnahme bedarf« u.s.w. <strong>Die</strong>ses<br />

Princip der Ethik, welches daher, beim Licht betrachtet,<br />

nichts Anderes, <strong>als</strong> ein indirekter <strong>und</strong> verblümter<br />

Ausdruck des alten, einfachen Gr<strong>und</strong>satzes, quod tibi<br />

fieri non vis, alteri ne feceris ist, bezieht sich <strong>als</strong>o<br />

zuerst <strong>und</strong> unmittelbar auf das Passive, das Leiden,<br />

<strong>und</strong> dann erst vermittelst dieses auf das Thun: daher<br />

wäre es, wie gesagt, <strong>als</strong> Leitfaden zur Errichtung des<br />

Staats, welcher auf die Verhütung des Unrechtleidens<br />

gerichtet ist, auch Allen <strong>und</strong> Jedem die größte<br />

Summe von Wohlseyn verschaffen möchte, ganz<br />

brauchbar; aber in der Ethik, wo der Gegenstand der<br />

Untersuchung das Thun <strong>als</strong> Thun <strong>und</strong> in seiner unmittelbaren<br />

Bedeutung für den Thäter ist, nicht aber<br />

seine Folge, das Leiden, oder seine Beziehung auf<br />

Andere, ist jene Rücksicht durchaus nicht zulässig,<br />

indem sie im Gr<strong>und</strong>e doch wieder auf ein Glücksäligkeitsprincip,<br />

<strong>als</strong>o auf Egoismus, hinausläuft.<br />

Wir können daher auch nicht Kants Freude theilen,<br />

die er daran hat, daß sein Princip der Ethik kein materiales,<br />

d.h. ein Objekt <strong>als</strong> Motiv setzendes, sondern<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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