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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64562 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1487<br />

sonanzboden, wo dann der <strong>als</strong>o entstehende Ton das<br />

Bewußtseyn wäre. – Als ein solches Sinnbild des Bewußtseyns<br />

können wir auch die Pflanze betrachten.<br />

<strong>Die</strong>se hat bekanntlich zwei Pole, Wurzel <strong>und</strong> Krone:<br />

jene ins Finstere, Feuchte, Kalte, diese ins Helle,<br />

Trockene, Warme strebend, sodann, <strong>als</strong> den Indifferenzpunkt<br />

beider Pole, da wo sie auseinandertreten,<br />

hart am Boden, den Wurzelstock (rhizoma, le collet).<br />

<strong>Die</strong> Wurzel ist das Wesentliche, Ursprüngliche, Perennirende,<br />

dessen Absterben das der Krone nach sich<br />

zieht, ist <strong>als</strong>o das Primäre; die Krone hingegen ist das<br />

Ostensible, aber Entsprossene <strong>und</strong>, ohne daß die<br />

Wurzel stirbt, Vergehende, <strong>als</strong>o das Sek<strong>und</strong>äre. <strong>Die</strong><br />

Wurzel stellt den <strong>Wille</strong>n, die Krone den Intellekt vor,<br />

<strong>und</strong> der Indifferenzpunkt Beider, der Wurzelstock,<br />

wäre das Ich, welches, <strong>als</strong> gemeinschaftlicher Endpunkt,<br />

Beiden angehört. <strong>Die</strong>ses Ich ist das pro tempore<br />

identische Subjekt des Erkennens <strong>und</strong> Wollens,<br />

dessen Identität ich schon in meiner allerersten Abhandlung<br />

(Ueber den Satz vom Gr<strong>und</strong>e) <strong>und</strong> in meinem<br />

ersten philosophischen Erstaunen, das W<strong>und</strong>er<br />

kat' exochên genannt habe. Es ist der zeitliche Anfangs-<br />

<strong>und</strong> Anknüpfungspunkt der gesammten Erscheinung,<br />

d.h. der Objektivation des <strong>Wille</strong>ns: es bedingt<br />

zwar die Erscheinung, aber ist auch durch sie<br />

bedingt. – Das hier aufgestellte Gleichniß läßt sich<br />

sogar bis auf die individuelle Beschaffenheit der Men-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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