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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65205 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2130<br />

zertreten wird. <strong>Die</strong>s neue Individuum ist gewissermaaßen<br />

eine neue (Platonische) Idee: wie nun alle<br />

Ideen mit der größten Heftigkeit in die Erscheinung<br />

zu treten streben, mit Gier die Materie hiezu ergreifend,<br />

welche das Gesetz der Kausalität unter sie alle<br />

austheilt; so strebt eben auch diese besondere Idee<br />

einer menschlichen Individualität mit der größten<br />

Gier <strong>und</strong> Heftigkeit nach ihrer Realisation in der Erscheinung.<br />

<strong>Die</strong>se Gier <strong>und</strong> Heftigkeit eben ist die Leidenschaft<br />

der beiden künftigen Eltern zu einander. Sie<br />

hat unzählige Grade, deren beide Extreme man immerhin<br />

<strong>als</strong> Aphroditê pandêmos <strong>und</strong> ourania bezeichnen<br />

mag: – dem Wesen nach ist sie jedoch überall<br />

die selbe. Hingegen dem Grade nach wird sie um<br />

so mächtiger seyn, je individualisirter sie ist, d.h. je<br />

mehr das geliebte Individuum, vermöge aller seiner<br />

Theile <strong>und</strong> Eigenschaften, ausschließlich geeignet ist,<br />

den Wunsch <strong>und</strong> das durch seine eigene Individualität<br />

festgestellte Bedürfniß des liebenden zu befriedigen.<br />

Worauf es nun aber hiebei ankommt, wird uns im<br />

weiteren Verfolge deutlich werden. Zunächst <strong>und</strong> wesentlich<br />

ist die verliebte Neigung gerichtet auf Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Kraft <strong>und</strong> Schönheit, folglich auch auf Jugend;<br />

weil der <strong>Wille</strong> zuvörderst den Gattungscharakter<br />

der Menschenspecies, <strong>als</strong> die Basis aller Individualität,<br />

darzustellen verlangt: die alltägliche Liebelei<br />

(Aphroditê pandêmos) geht nicht viel weiter. Daran<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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