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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63622 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 547<br />

der Musik untergelegt, sind nie mit durchgängiger<br />

Nothwendigkeit ihr verb<strong>und</strong>en, oder entsprechend;<br />

sondern sie stehn zu ihr nur im Verhältniß eines beliebigen<br />

Beispiels zu einem allgemeinen Begriff: sie<br />

stellen in der Bestimmtheit der Wirklichkeit Dasjenige<br />

dar, was die Musik in der Allgemeinheit bloßer<br />

Form aussagt. Denn die Melodien sind gewissermaaßen,<br />

gleich den allgemeinen Begriffen, ein Abstraktum<br />

der Wirklichkeit. <strong>Die</strong>se nämlich, <strong>als</strong>o die <strong>Welt</strong><br />

der einzelnen Dinge, liefert das Anschauliche, das Besondere<br />

<strong>und</strong> Individuelle, den einzelnen Fall, sowohl<br />

zur Allgemeinheit der Begriffe, <strong>als</strong> zur Allgemeinheit<br />

der Melodien, welche beide Allgemeinheiten einander<br />

aber in gewisser Hinsicht entgegengesetzt sind; indem<br />

die Begriffe nur die allererst aus der Anschauung abstrahirten<br />

Formen, gleichsam die abgezogene äußere<br />

Schaale der Dinge enthalten, <strong>als</strong>o ganz eigentlich Abstrakta<br />

sind; die Musik hingegen den innersten aller<br />

Gestaltung vorhergängigen Kern, oder das Herz der<br />

Dinge giebt. <strong>Die</strong>s Verhältniß ließe sich recht gut in<br />

der Sprache der Scholastiker ausdrücken, indem man<br />

sagte: die Begriffe sind die universalia post rem, die<br />

Musik aber giebt die universalia ante rem, <strong>und</strong> die<br />

Wirklichkeit die universalia in re. Dem allgemeinen<br />

Sinn der einer Dichtung beigegebenen Melodie könnten<br />

noch andere, eben so beliebig gewählte Beispiele<br />

des in ihr ausgedrückten Allgemeinen in gleichem<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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