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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63898 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 823<br />

un mystère«, <strong>und</strong> Recht hatte. Denn eben Das, was<br />

die Christlichen Mystiker die Gnadenwirkung <strong>und</strong><br />

Wiedergeburt nennen, ist uns die einzige unmittelbare<br />

Aeußerung der Freiheit des <strong>Wille</strong>ns. Sie tritt erst ein,<br />

wann der <strong>Wille</strong>, zur Erkenntniß seines Wesens an<br />

sich gelangt, aus dieser ein Quietiv erhält <strong>und</strong> eben<br />

dadurch der Wirkung der Motive entzogen wird, welche<br />

im Gebiet einer andern Erkenntnißweise liegt,<br />

deren Objekte nur Erscheinungen sind. – <strong>Die</strong> Möglichkeit<br />

der <strong>als</strong>o sich äußernden Freiheit ist der größte<br />

Vorzug des Menschen, der dem Thiere ewig abgeht,<br />

weil die Besonnenheit der Vernunft, welche, unabhängig<br />

vom Eindruck der Gegenwart, das Ganze des Lebens<br />

übersehn läßt, Bedingung derselben ist. Das<br />

Thier ist ohne alle Möglichkeit der Freiheit, wie es<br />

sogar ohne Möglichkeit einer eigentlichen, <strong>als</strong>o besonnenen<br />

Wahlentscheidung, nach vorhergegangenem<br />

vollkommenem Konflikt der Motive, die hiezu abstrakte<br />

<strong>Vorstellung</strong>en seyn müßten, ist. Mit eben der<br />

Nothwendigkeit daher, mit welcher der Stein zur<br />

Erde fällt, schlägt der hungerige Wolf seine Zähne in<br />

das Fleisch des Wildes, ohne Möglichkeit der Erkenntniß,<br />

daß er der Zerfleischte sowohl <strong>als</strong> der Zerfleischende<br />

ist. Nothwendigkeit ist das Reich der<br />

Natur; Freiheit ist das Reich der Gnade.<br />

Weil nun, wie wir gesehn haben, jene Selbstaufhebung<br />

des <strong>Wille</strong>ns von der Erkenntniß ausgeht, alle Er-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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