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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64667 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1592<br />

richte Justinus Kerner's (Geschichte zweier Somnambulen,<br />

S. 78) eine im höchsten Grade hellsehende<br />

Somnambule sagt: »Ich bin so tief in mir, <strong>als</strong> je ein<br />

Mensch in sich geführt werden kann: die Kraft meines<br />

irdischen Lebens scheint mir im Blute ihren Ursprung<br />

zu haben, wodurch sie sich, durch das Auslaufen in<br />

die Adern, vermittelst der Nerven, dem ganzen Körper,<br />

das Edelste desselben aber, über sich, dem Gehirn<br />

mittheilt.«<br />

Aus diesem Allen geht hervor, daß der <strong>Wille</strong> sich<br />

am unmittelbarsten im Blute objektivirt, <strong>als</strong> welches<br />

den Organismus ursprünglich schafft <strong>und</strong> formt, ihn<br />

durch Wachsthum vollendet <strong>und</strong> nachher ihn fortwährend<br />

erhält, sowohl durch regelmäßige Erneuerung<br />

aller, <strong>als</strong> durch außerordentliche Herstellung etwan<br />

verletzter Theile. Das erste Produkt des Blutes sind<br />

seine eigenen Gefäße <strong>und</strong> dann die Muskeln, in deren<br />

Irritabilität der <strong>Wille</strong> sich dem Selbstbewußtseyn<br />

k<strong>und</strong> giebt, hiemit aber auch das Herz, <strong>als</strong> welches<br />

zugleich Gefäß <strong>und</strong> Muskel, <strong>und</strong> deshalb das wahre<br />

Centrum <strong>und</strong> primum mobile des ganzen Lebens ist.<br />

Zum individuellen Leben <strong>und</strong> Bestehn in der Außenwelt<br />

bedarf nun aber der <strong>Wille</strong> zweier Hülfssysteme:<br />

nämlich eines zur Lenkung <strong>und</strong> Ordnung seiner innern<br />

<strong>und</strong> äußern Thätigkeit, <strong>und</strong> eines andern zur steten<br />

Erneuerung der Masse des Bluts; <strong>als</strong>o eines Lenkers<br />

<strong>und</strong> eines Erhalters. Daher schafft er sich das<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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