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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65211 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2136<br />

setzt. Denn offenbar ist die Sorgfalt, mit der ein Insekt<br />

eine bestimmte Blume, oder Frucht, oder Mist,<br />

oder Fleisch, oder, wie die Ichneumonien, eine fremde<br />

Insektenlarve aufsucht, um seine Eier nur dort zu<br />

legen, <strong>und</strong> um dieses zu erreichen weder Mühe noch<br />

Gefahr scheut, derjenigen sehr analog, mit welcher ein<br />

Mann zur Geschlechtsbefriedigung ein Weib von bestimmter,<br />

ihm individuell zusagender Beschaffenheit<br />

sorgsam auswählt <strong>und</strong> so eifrig nach ihr strebt, daß er<br />

oft, um diesen Zweck zu erreichen, aller Vernunft zum<br />

Trotz, sein eigenes Lebensglück opfert, durch thörichte<br />

Heirath, durch Liebeshändel, die ihm Vermögen,<br />

Ehre <strong>und</strong> Leben kosten, selbst durch Verbrechen, wie<br />

Ehebruch, oder Nothzucht; Alles nur, um, dem überall<br />

souveränen <strong>Wille</strong>n der Natur gemäß, der Gattung<br />

auf das Zweckmäßigste zu dienen, wenn gleich auf<br />

Kosten des Individuums. Ueberall nämlich ist der Instinkt<br />

ein Wirken wie nach einem Zweckbegriff, <strong>und</strong><br />

doch ganz ohne denselben. <strong>Die</strong> Natur pflanzt ihn da<br />

ein, wo das handelnde Individuum den Zweck zu verstehn<br />

unfähig, oder ihn zu verfolgen unwillig seyn<br />

würde: daher ist er, in der Regel, nur den Thieren, <strong>und</strong><br />

zwar vorzüglich den untersten, <strong>als</strong> welche den wenigsten<br />

Verstand haben, beigegeben, aber fast allein in<br />

dem hier betrachteten Fall auch dem Menschen, <strong>als</strong><br />

welcher den Zweck zwar verstehn könnte, ihn aber<br />

nicht mit dem nöthigen Eifer, nämlich sogar auf Ko-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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