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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65198 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2123<br />

schlechtstrieb. Wenn man nun, dieses fest haltend, die<br />

wichtige Rolle betrachtet, welche die Geschlechtsliebe<br />

in allen ihren Abstufungen <strong>und</strong> Nuancen, nicht<br />

bloß in Schauspielen <strong>und</strong> Romanen, sondern auch in<br />

der wirklichen <strong>Welt</strong> spielt, wo sie, nächst der Liebe<br />

zum Leben, sich <strong>als</strong> die stärkste <strong>und</strong> thätigste aller<br />

Triebfedern erweist, die Hälfte der Kräfte <strong>und</strong> Gedanken<br />

des jüngern Theiles der Menschheit fortwährend<br />

in Anspruch nimmt, das letzte Ziel fast jedes menschlichen<br />

Bestrebens ist, auf die wichtigsten Angelegenheiten<br />

nachtheiligen Einfluß erlangt, die ernsthaftesten<br />

Beschäftigungen zu jeder St<strong>und</strong>e unterbricht, bisweilen<br />

selbst die größten Köpfe auf eine Weile in<br />

Verwirrung setzt, sich nicht scheut, zwischen die Verhandlungen<br />

der Staatsmänner <strong>und</strong> die Forschungen<br />

der Gelehrten, störend, mit ihrem Pl<strong>und</strong>er einzutreten,<br />

ihre Liebesbriefchen <strong>und</strong> Haarlöckchen sogar in ministerielle<br />

Portefeuilles <strong>und</strong> philosophische Manuskripte<br />

einzuschieben versteht, nicht minder täglich die<br />

verworrensten <strong>und</strong> schlimmsten Händel anzettelt, die<br />

werthvollsten Verhältnisse auflöst, die festesten<br />

Bande zerreißt, bisweilen Leben, oder Ges<strong>und</strong>heit,<br />

bisweilen Reichthum, Rang <strong>und</strong> Glück zu ihrem<br />

Opfer nimmt, ja, den sonst Redlichen gewissenlos,<br />

den bisher Treuen zum Verräther macht, demnach im<br />

Ganzen auftritt <strong>als</strong> ein feindsäliger Dämon, der Alles<br />

zu verkehren, zu verwirren <strong>und</strong> umzuwerfen bemüht<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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