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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63759 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 684<br />

Indem nun aber der <strong>Wille</strong> jene Selbstbejahung des eigenen<br />

Leibes in unzähligen Individuen neben einander<br />

darstellt, geht er, vermöge des Allen eigenthümlichen<br />

Egoismus, sehr leicht in einem Individuo über<br />

diese Bejahung hinaus, bis zur Verneinung des selben,<br />

im andern Individuo erscheinenden <strong>Wille</strong>ns. Der<br />

<strong>Wille</strong> des erstem bricht in die Gränze der fremden<br />

<strong>Wille</strong>nsbejahung ein, Indem das Individuum entweder<br />

den fremden Leib selbst zerstört oder verletzt, oder<br />

aber auch, indem es die Kräfte jenes fremden Leibes<br />

seinem <strong>Wille</strong>n zu dienen zwingt, statt dem in jenem<br />

fremden Leibe selbst erscheinenden <strong>Wille</strong>n; <strong>als</strong>o<br />

wenn es dem <strong>als</strong> fremder Leib erscheinenden <strong>Wille</strong>n<br />

die Kräfte dieses Leibes entzieht <strong>und</strong> dadurch die seinem<br />

<strong>Wille</strong>n dienende Kraft über die seines eigenen<br />

Leibes hinaus vermehrt, folglich seinen eigenen <strong>Wille</strong>n<br />

über seinen eigenen Leib hinaus bejaht, mittelst<br />

Verneinung des in einem fremden Leibe erscheinenden<br />

<strong>Wille</strong>ns. – <strong>Die</strong>ser Einbruch in die Gränze fremder<br />

<strong>Wille</strong>nsbejahung ist von jeher deutlich erkannt <strong>und</strong><br />

der Begriff desselben durch das Wort Unrecht bezeichnet<br />

worden. Denn beide Theile erkennen die<br />

Sache, zwar nicht wie wir hier in deutlicher Abstraktion,<br />

sondern <strong>als</strong> Gefühl, augenblicklich. Der Unrechtleidende<br />

fühlt den Einbruch in die Sphäre der Bejahung<br />

seines eigenen Leibes, durch Verneinung derselben<br />

von einem fremden Individuo, <strong>als</strong> einen unmittel-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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