02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63710 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 635<br />

immer höherem, je mehr die Intelligenz sich entwikkelt.<br />

In gleichem Maaße <strong>als</strong>o, wie die Erkenntniß zur<br />

Deutlichkeit gelangt, das Bewußtseyn sich steigert,<br />

wächst auch die Quaal, welche folglich ihren höchsten<br />

Grad im Menschen erreicht, <strong>und</strong> dort wieder um so<br />

mehr, je deutlicher erkennend, je intelligenter der<br />

Mensch ist: der, in welchem der Genius lebt, leidet<br />

am meisten. In diesem Sinne, nämlich in Beziehung<br />

auf den Grad der Erkenntniß überhaupt, nicht auf das<br />

bloße abstrakte Wissen, verstehe <strong>und</strong> gebrauche ich<br />

hier jenen Spruch des Koheleth: Qui auget scientiam,<br />

auget et dolorem. – <strong>Die</strong>ses genaue Verhältniß zwischen<br />

dem Grade des Bewußtseins <strong>und</strong> dem des Leidens<br />

hat durch eine anschauliche <strong>und</strong> augenfällige<br />

Darstellung überaus schön in einer Zeichnung ausgedrückt<br />

jener philosophische Maler, oder malende Philosoph,<br />

Tischbein. <strong>Die</strong> obere Hälfte seines Blattes<br />

stellt Weiber dar, denen ihre Kinder entführt werden,<br />

<strong>und</strong> die, in verschiedenen Gruppen <strong>und</strong> Stellungen,<br />

den tiefen mütterlichen Schmerz, Angst, Verzweiflung,<br />

mannigfaltig ausdrücken; die untere Hälfte des<br />

Blattes zeigt, in ganz gleicher Anordnung <strong>und</strong> Gruppirung,<br />

Schaafe, denen die Lämmer weggenommen<br />

werden: so daß jedem menschlichen Kopf, jeder<br />

menschlichen Stellung der obern Blatthälfte, da unten<br />

ein thierisches Analogen entspricht <strong>und</strong> man nun<br />

deutlich sieht, wie sich der im dumpfen thierischen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!