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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64404 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1329<br />

ben, die Konklusion, laut <strong>und</strong> gellend, dem am entgegengesetzten<br />

Irrthum Hängenden entgegen zu schreien.<br />

<strong>Die</strong>s macht ihn leicht kopfscheu, <strong>und</strong> nun stemmt<br />

er seinen <strong>Wille</strong>n gegen alle Gründe <strong>und</strong> Prämissen,<br />

von denen er schon weiß, zu welcher Konklusion sie<br />

führen. Daher soll man vielmehr die Konklusion völlig<br />

verdeckt halten <strong>und</strong> allein die Prämissen geben,<br />

deutlich, vollständig, allseitig. Wo möglich spreche<br />

man sogar die Konklusion gar nicht aus: sie wird sich<br />

in der Vernunft der Hörer nothwendig <strong>und</strong> gesetzmäßig<br />

von selbst einfinden, <strong>und</strong> die so in ihnen selbst<br />

geborene Ueberzeugung wird um so aufrichtiger,<br />

zudem von Selbstgefühl, statt von Beschämung, begleitet<br />

seyn. In schwierigen Fällen kann man sogar die<br />

Miene machen, zu einer ganz entgegengesetzten Konklusion,<br />

<strong>als</strong> die man wirklich beabsichtigt, gelangen<br />

zu wollen. Ein Muster dieser Art ist die berühmte<br />

Rede des Antonius im »Julius Cäsar« von Shakespeare.<br />

Beim Vertheidigen einer Sache versehn Viele es<br />

darin, daß sie alles Ersinnliche, was sich dafür sagen<br />

läßt, getrost vorbringen, Wahres, Halbwahres <strong>und</strong><br />

bloß Scheinbares durcheinander. Aber das F<strong>als</strong>che<br />

wird bald erkannt, oder doch gefühlt, <strong>und</strong> verdächtigt<br />

nun auch das mit ihm zusammen vorgetragene Triftige<br />

<strong>und</strong> Wahre: man gebe <strong>als</strong>o dieses rein <strong>und</strong> allein,<br />

<strong>und</strong> hüte sich, eine Wahrheit mit unzulänglichen <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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