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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64385 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1310<br />

gleiche könnten zwar etwas übertrieben scheinen,<br />

sind es jedoch wohl nicht. Denn, weil wir viele der<br />

aus unsern Erkenntnissen möglichen Schlüsse sehr<br />

bald, sehr schnell <strong>und</strong> ohne Förmlichkeit vollziehn,<br />

weshalb auch keine deutliche Erinnerung derselben<br />

bleibt; so scheint es, daß keine Prämissen zu möglichen<br />

Schlüssen lange unbenutzt aufbewahrt blieben,<br />

sondern wir zu allen Prämissen, die im Bereich unsers<br />

Wissens liegen, auch schon die Konklusionen fertig<br />

hätten. Allein dies ist nicht immer der Fall: vielmehr<br />

können, in einem Kopfe, zwei Prämissen lange Zeit<br />

ein isolirtes Daseyn haben, bis endlich ein Anlaß sie<br />

zusammenführt, wo dann die Konklusion plötzlich<br />

hervorspringt, wie aus Stahl <strong>und</strong> Stein, erst wann sie<br />

an einander schlagen, der Funke. Wirklich liegen, sowohl<br />

zu theoretischen Einsichten, <strong>als</strong> zu Motiven,<br />

welche Entschlüsse herbeiführen, die von außen aufgenommenen<br />

Prämissen oft lange in uns <strong>und</strong> werden,<br />

zum Theil durch <strong>und</strong>eutlich bewußte, selbst wortlose<br />

Denkakte, mit unserm übrigen Vorrath von Erkenntnissen<br />

verglichen, ruminirt <strong>und</strong> gleichsam durcheinandergeschütttelt,<br />

bis endlich die rechte Major auf die<br />

rechte Minor trifft, wo diese <strong>als</strong>bald sich gehörig stellen<br />

<strong>und</strong> nun die Konklusion mit Einem Male dasteht,<br />

<strong>als</strong> ein uns plötzlich aufgegangenes Licht, <strong>und</strong> ohne<br />

unser Zuthun, <strong>als</strong> wäre sie eine Inspiration: da begreifen<br />

wir nicht, wie wir <strong>und</strong> wie Andere Das so lange<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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