02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

65160 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2085<br />

der Mensch sei konkreter Geschlechtstrieb; da seine<br />

Entstehung ein Kopulationsakt <strong>und</strong> der Wunsch seiner<br />

Wünsche ein Kopulationsakt ist, <strong>und</strong> dieser Trieb<br />

allein seine ganze Erscheinung perpetuirt <strong>und</strong> zusammenhält.<br />

Der <strong>Wille</strong> zum Leben äußert sich zwar zunächst<br />

<strong>als</strong> Streben zur Erhaltung des Individuums; jedoch<br />

ist dies nur die Stufe zum Streben nach Erhaltung<br />

der Gattung, welches letztere in dem Grade heftiger<br />

seyn muß, <strong>als</strong> das Leben der Gattung, an Dauer,<br />

Ausdehnung <strong>und</strong> Werth, das des Individuums übertrifft.<br />

Daher ist der Geschlechtstrieb die vollkommenste<br />

Aeußerung des <strong>Wille</strong>ns zum Leben, sein am deutlichsten<br />

ausgedrückter Typus: <strong>und</strong> hiemit ist sowohl<br />

das Entstehn der Individuen aus ihm, <strong>als</strong> sein Primat<br />

über alle andern Wünsche des natürlichen Menschen<br />

in vollkommener Uebereinstimmung.<br />

Hieher gehört noch eine physiologische Bemerkung,<br />

welche auf meine im zweiten Buche dargelegte<br />

Gr<strong>und</strong>lehre Licht zurückwirft. Wie nämlich der Geschlechtstrieb<br />

die heftigste der Begierden, der<br />

Wunsch der Wünsche, die Koncentration alles unsers<br />

Wollens ist, <strong>und</strong> demnach die dem individuellen, mithin<br />

auf ein bestimmtes Individuum gerichteten Wunsche<br />

eines Jeden genau entsprechende Befriedigung<br />

desselben der Gipfel <strong>und</strong> die Krone seines Glückes,<br />

nämlich das letzte Ziel seiner natürlichen Bestrebungen<br />

ist, mit deren Erreichung ihm Alles erreicht <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!