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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64066 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 991<br />

gen Gange bildet die Vernunft einen hohem Geschlechtsbegriff<br />

immer nur dadurch, daß sie mehrere<br />

Artbegriffe neben einander stellt, nun vergleichend,<br />

diskursiv, verfährt <strong>und</strong>, durch Weglassen ihrer Unterschiede<br />

<strong>und</strong> Beibehalten ihrer Uebereinstimmungen,<br />

den sie alle umfassenden, aber weniger enthaltenden<br />

Geschlechtsbegriff erhält: woraus folgt, daß die Artbegriffe<br />

immer dem Geschlechtsbegriff vorhergehn<br />

müssen. Im gegenwärtigen Fall ist es aber umgekehrt.<br />

Bloß der Begriff Materie war vor dem Geschlechtsbegriff<br />

Substanz da, welcher ohne Anlaß <strong>und</strong> folglich<br />

ohne Berechtigung, müßigerweise aus jenem gebildet<br />

wurde, durch beliebige Weglassung aller Bestimmungen<br />

desselben bis auf eine. Erst nachher wurde neben<br />

den Begriff Materie die zweite unächte Unterart gestellt<br />

<strong>und</strong> so untergeschoben. Zur Bildung dieser aber<br />

bedurfte es nun weiter nichts, <strong>als</strong> einer ausdrücklichen<br />

Verneinung dessen, was man vorher stillschweigend<br />

schon im hohem Geschlechtsbegriff weggelassen<br />

hatte, nämlich Ausdehnung, Undurchdringlichkeit,<br />

Theilbarkeit. So wurde <strong>als</strong>o der Begriff Substanz bloß<br />

gebildet, um das Vehikel zur Erschleichung des Begriffs<br />

der immateriellen Substanz zu seyn. Er ist folglich<br />

sehr weit davon entfernt für eine Kategorie oder<br />

nothwendige Funktion des Verstandes gelten zu können:<br />

vielmehr ist er ein höchst entbehrlicher Begriff,<br />

weil sein einziger wahrer Inhalt schon im Begriff der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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