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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63543 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 468<br />

kend; – oder auch dies Alles sich umgekehrt verhalten.<br />

Im ersten Fall geschieht die Bewegung mit Grazie;<br />

im andern ohne solche. Wie <strong>als</strong>o Schönheit die<br />

entsprechende Darstellung des <strong>Wille</strong>ns überhaupt<br />

durch seine bloß räumliche Erscheinung ist; so ist<br />

Grazie die entsprechende Darstellung des <strong>Wille</strong>ns<br />

durch seine zeitliche Erscheinung, d.h. der vollkommen<br />

richtige <strong>und</strong> angemessene Ausdruck jedes <strong>Wille</strong>nsaktes,<br />

durch die ihn objektivirende Bewegung <strong>und</strong><br />

Stellung. Da Bewegung <strong>und</strong> Stellung den Leib schon<br />

voraussetzen; so ist Winckelmanns Ausdruck sehr<br />

richtig <strong>und</strong> treffend, wenn er sagt: »<strong>Die</strong> Grazie ist das<br />

eigenthümliche Verhältniß der handelnden Person zur<br />

Handlung.« (Werke, Bd. I, S. 258.) Es ergiebt sich<br />

von selbst, daß Pflanzen zwar Schönheit, aber keine<br />

Grazie beigelegt werden kann, es sei denn im figürlichen<br />

Sinn; Thieren <strong>und</strong> Menschen aber Beides,<br />

Schönheit <strong>und</strong> Grazie. <strong>Die</strong> Grazie besteht, dem Gesagten<br />

zufolge, darin, daß jede Bewegung <strong>und</strong> Stellung<br />

auf die leichteste, angemessenste <strong>und</strong> bequemste<br />

Art ausgeführt werde <strong>und</strong> sonach der rein entsprechende<br />

Ausdruck ihrer Absicht, oder des <strong>Wille</strong>nsaktes<br />

sei, ohne Ueberflüssiges, was <strong>als</strong> zweckwidriges, bedeutungsloses<br />

Handtieren oder verdrehte Stellung,<br />

ohne Ermangelndes, was <strong>als</strong> hölzerne Steifheit sich<br />

darstellt. <strong>Die</strong> Grazie setzt ein richtiges Ebenmaaß<br />

aller Glieder, einen regelrechten, harmonischen Kör-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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