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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63895 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 820<br />

<strong>und</strong> es mit der Nothwendigkeit eines Naturgesetzes<br />

offenbart, weshalb wir dort die Freiheit <strong>als</strong> liberum<br />

arbitrium indifferentiae schlechthin leugneten. Weit<br />

entfernt jedoch dieses hier aufzuheben, erinnere ich<br />

daran. In Wahrheit kommt die eigentliche Freiheit,<br />

d.h. Unabhängigkeit vom Satze des Gr<strong>und</strong>es, nur dem<br />

<strong>Wille</strong>n <strong>als</strong> Ding an sich zu, nicht seiner Erscheinung,<br />

deren wesentliche Form überall der Satz vom Gr<strong>und</strong>e,<br />

das Element der Nothwendigkeit, ist. Allein der einzige<br />

Fall, wo jene Freiheit auch unmittelbar in der Erscheinung<br />

sichtbar werden kann, ist der, wo sie Dem,<br />

was erscheint, ein Ende macht, <strong>und</strong> weil dabei dennoch<br />

die bloße Erscheinung, sofern sie in der Kette<br />

der Ursachen ein Glied ist, der belebte Leib, in der<br />

Zeit, welche nur Erscheinungen enthält, fortdauert, so<br />

steht der <strong>Wille</strong>, der sich durch diese Erscheinung manifestirt,<br />

<strong>als</strong>dann mit ihr im Widerspruch, indem er<br />

verneint was sie ausspricht. In solchem Fall sind z.B.<br />

die Genitalien, <strong>als</strong> Sichtbarkeit des Geschlechtstriebes,<br />

da <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>; es wird aber dennoch, auch im<br />

Innersten, keine Geschlechtsbefriedigung gewollt: <strong>und</strong><br />

der ganze Leib ist nur sichtbarer Ausdruck des <strong>Wille</strong>ns<br />

zum Leben, <strong>und</strong> dennoch wirken die diesem <strong>Wille</strong>n<br />

entsprechenden Motive nicht mehr: ja, die Auflösung<br />

des Leibes, das Ende des Individuums <strong>und</strong> dadurch<br />

die größte Hemmung des natürlichen <strong>Wille</strong>ns,<br />

ist vollkommen <strong>und</strong> erwünscht. Von diesem realen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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