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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65328 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2253<br />

schlechts der Auerochsen nicht mit Menschenleben<br />

erkauft werden darf. Neben der Große des zu verhütenden<br />

Schadens kommt, bei Bestimmung des Maaßes<br />

der Strafe, die Stärke der zur verbotenen Handlung<br />

antreibenden Motive in Betracht. Ein ganz anderer<br />

Maaßstab würde für die Strafe gelten, wenn Buße,<br />

Vergeltung, jus talionis, der wahre Gr<strong>und</strong> derselben<br />

wäre. Aber der Kriminalkodex soll nichts Anderes<br />

seyn, <strong>als</strong> ein Verzeichniß von Gegenmotiven zu möglichen<br />

verbrecherischen Handlungen: daher muß jedes<br />

derselben die Motive zu diesen letzteren entschieden<br />

überwiegen, <strong>und</strong> zwar um so mehr, je größer der<br />

Nachtheil ist, welcher aus der zu verhütenden Handlung<br />

entspringen würde, je stärker die Versuchung<br />

dazu <strong>und</strong> je schwieriger die Ueberführung des Thäters;<br />

– stets unter der richtigen Voraussetzung, daß<br />

der <strong>Wille</strong> nicht frei, sondern durch Motive bestimmbar<br />

ist; – außerdem ihm gar nicht beizukommen<br />

wäre. – Soviel zur Rechtslehre. –<br />

In meiner Preisschrift über die Freiheit des <strong>Wille</strong>ns<br />

habe ich (S. 50 ff.) die Ursprünglichkeit <strong>und</strong> Unveränderlichkeit<br />

des angeborenen Charakters, aus welchem<br />

der moralische Gehalt des Lebenswandels hervorgeht,<br />

nachgewiesen. Sie steht <strong>als</strong> Thatsache fest.<br />

Aber um die Probleme in ihrer Größe zu erfassen, ist<br />

es nöthig, die Gegensätze bisweilen hart an einander<br />

zu stellen. An diesen <strong>als</strong>o vergegenwärtige man sich,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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