02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

63714 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 639<br />

meinste Gr<strong>und</strong>lage dadurch, daß hier der <strong>Wille</strong> sich<br />

erscheint <strong>als</strong> ein lebendiger Leib, mit dem eisernen<br />

Gebot, ihn zu nähren: <strong>und</strong> was diesem Gebote die<br />

Kraft giebt, ist eben, daß dieser Leib nichts Anderes,<br />

<strong>als</strong> der objektivirte <strong>Wille</strong> zum Leben selbst ist. Der<br />

Mensch, <strong>als</strong> die vollkommenste Objektivation jenes<br />

<strong>Wille</strong>ns, ist demgemäß auch das bedürftigste unter<br />

allen Wesen: er ist konkretes Wollen <strong>und</strong> Bedürfen<br />

durch <strong>und</strong> durch, ist ein Konkrement von tausend Bedürfnissen.<br />

Mit diesen steht er auf der Erde, sich selber<br />

überlassen, über Alles in Ungewißheit, nur nicht<br />

über seine Bedürftigkeit <strong>und</strong> seine Noch: demgemäß<br />

füllt die Sorge für die Erhaltung jenes Daseyns, unter<br />

so schweren, sich jeden Tag von Neuem meldenden<br />

Forderungen, in der Regel, das ganze Menschenleben<br />

aus. An sie knüpft sich sodann unmittelbar die zweite<br />

Anforderung, die der Fortpflanzung des Geschlechts.<br />

Zugleich bedrohen ihn von allen Seiten die verschiedenartigsten<br />

Gefahren, denen zu entgehn es beständiger<br />

Wachsamkeit bedarf. Mit behutsamem Schritt <strong>und</strong><br />

ängstlichem Umherspähen verfolgt er seinen Weg:<br />

denn tausend Zufälle <strong>und</strong> tausend Feinde lauern ihm<br />

auf. So gieng er in der Wildniß, <strong>und</strong> so geht er im civilisirten<br />

Leben; es giebt für ihn keine Sicherheit:<br />

Qualibus in tenebris vitae, quantisque periclis<br />

Degitur hocc' aevi, quodcunque est!<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!