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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64440 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1365<br />

kommen, daß ich ihn nie wiederfinde; es sei denn, daß<br />

er an mein persönliches Interesse, d.h. an meinen <strong>Wille</strong>n<br />

geknüpft wäre, <strong>als</strong> welcher stets das Feld behauptet.<br />

Auf dieser Unvollkommenheit des Intellekts beruht<br />

das Rhapsodische <strong>und</strong> oft Fragmentarische unsers<br />

Gedankenlaufs, welches ich bereits am Schlusse<br />

des vorigen Kapitels berührt habe, <strong>und</strong> aus diesem<br />

entsteht die unvermeidliche Zerstreuung unsers Denkens.<br />

Theils nämlich dringen äußere Sinneseindrücke<br />

störend <strong>und</strong> unterbrechend auf dasselbe ein, ihm jeden<br />

Augenblick das Fremdartigste aufzwingend, theils<br />

zieht am Bande der Association ein Gedanke den andern<br />

herbei <strong>und</strong> wird nun selbst von ihm verdrängt;<br />

theils endlich ist auch der Intellekt selbst nicht ein<br />

Mal fähig sich sehr lange <strong>und</strong> anhaltend auf einen Gedanken<br />

zu heften: sondern wie das Auge, wenn es<br />

lange auf einen Gegenstand hinstarrt, ihn bald nicht<br />

mehr deutlich sieht, indem die Umrisse in einander<br />

fließen, sich verwirren <strong>und</strong> endlich Alles dunkel wird;<br />

so wird auch, durch lange fortgesetztes Grübeln über<br />

eine Sache, allmälig das Denken verworren, stumpft<br />

sich ab <strong>und</strong> endigt in völliger Dumpfheit. Daher müssen<br />

wir jede Meditation oder Deliberation, welche<br />

glücklicherweise ungestört geblieben, aber doch nicht<br />

zu Ende geführt worden, auch wenn sie die wichtigste<br />

<strong>und</strong> uns angelegenste Sache betrifft, nach einer gewis-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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