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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65396 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2321<br />

zum Leben, enthalten. Denn die Vorschrift (Matth. 5,<br />

40 ff.), allen an uns gemachten Forderungen unbedingt<br />

Folge zu leisten, Dem, der um die Tunika mit<br />

uns rechten will, auch noch das Pallium dazu zu<br />

geben, u.s.w., imgleichen (eben daselbst 6, 25-34) die<br />

Vorschrift, uns aller Sorgen für die Zukunft, sogar für<br />

den morgenden Tag, zu entschlagen <strong>und</strong> so in den<br />

Tag hinein zu leben, sind Lebensregeln, deren Befolgung<br />

unfehlbar zur gänzlichen Armuth führt, <strong>und</strong> die<br />

demnach auf indirekte Weise eben Das besagen, was<br />

Buddha den Seinigen geradezu vorschreibt <strong>und</strong> durch<br />

sein eigenes Beispiel bekräftigt hat: werfet Alles weg<br />

<strong>und</strong> werdet Bikschu, d.h. Bettler. Noch entschiedener<br />

tritt <strong>Die</strong>ses hervor in der Stelle Matth. 10, 9-15, wo<br />

den Aposteln jedes Eigenthum, sogar Schuhe <strong>und</strong><br />

Wanderstab, untersagt wird <strong>und</strong> sie auf das Betteln<br />

angewiesen werden. <strong>Die</strong>se Vorschriften sind nachm<strong>als</strong><br />

die Gr<strong>und</strong>lage der Bettelorden des Heil. Franciscus<br />

geworden (Bonaventurae vita S. Francisci, c. 3)<br />

Darum <strong>als</strong>o sage ich, daß der Geist der Christlichen<br />

Moral mit dem des Brahmanismus <strong>und</strong> Buddhaismus<br />

identisch ist. – In Gemäßheit der ganzen hier dargelegten<br />

Ansicht, sagt auch Meister Eckhard (Werke,<br />

Bd. I, S. 492): »Das schnellste Thier, das euch trägt<br />

zur Vollkommenheit, das ist Leiden.«<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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