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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64578 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1503<br />

sophen wähnten, der Intellekt unser eigentliches<br />

Wesen ausmachte <strong>und</strong> die <strong>Wille</strong>nsbeschlüsse ein bloßes<br />

Ergebniß der Erkenntniß wären; so müßte für unsern<br />

moralischen Werth gerade nur das Motiv, aus<br />

welchem wir zu handeln wähnen, entscheidend seyn;<br />

auf analoge Art, wie die Absicht, nicht der Erfolg,<br />

hierin entscheidend ist. Eigentlich aber wäre <strong>als</strong>dann<br />

der Unterschied zwischen gewähntem <strong>und</strong> wirklichem<br />

Motiv unmöglich. – Alle hier dargestellten Fälle <strong>als</strong>o,<br />

dazu jeder Aufmerksame Analoga an sich selbst beobachten<br />

kann, lassen uns sehn, wie der Intellekt dem<br />

<strong>Wille</strong>n so fremd ist, daß er von diesem bisweilen<br />

sogar mystificirt wird: denn er liefert ihm zwar die<br />

Motive, aber in die geheime Werkstätte seiner Beschlüsse<br />

dringt er nicht. Er ist zwar ein Vertrauter des<br />

<strong>Wille</strong>ns, jedoch ein Vertrauter, der nicht Alles erfährt.<br />

Eine Bestätigung hievon giebt auch noch die Thatsache,<br />

welche fast Jeder an sich zu beobachten ein Mal<br />

Gelegenheit haben wird, daß bisweilen der Intellekt<br />

dem <strong>Wille</strong>n nicht recht traut. Nämlich wenn wir irgend<br />

einen großen <strong>und</strong> kühnen Entschluß gefaßt<br />

haben, – der <strong>als</strong> solcher doch eigentlich nur ein vom<br />

<strong>Wille</strong>n dem Intellekt gegebenes Versprechen ist; – so<br />

bleibt oft in unserm Innern ein leiser, nicht eingestandener<br />

Zweifel, ob es auch ganz ernstlich damit gemeint<br />

sei, ob wir auch bei der Ausführung nicht wanken<br />

oder zurückweichen, sondern Festigkeit <strong>und</strong> Be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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