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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65064 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1989<br />

türlichen Bewußtseyn gemäß, der Mensch nicht bloß<br />

für seine Person den Tod mehr <strong>als</strong> alles Andere fürchtet,<br />

sondern auch über den der Seinigen heftig weint,<br />

<strong>und</strong> zwar offenbar nicht egoistisch über seinen eigenen<br />

Verlust, sondern aus Mitleid, über das große Unglück,<br />

das Jene betroffen; daher er auch Den, welcher<br />

in solchem Falle nicht weint <strong>und</strong> keine Betrübniß<br />

zeigt, <strong>als</strong> hartherzig <strong>und</strong> lieblos tadelt. <strong>Die</strong>sem geht<br />

parallel, daß die Rachsucht, in ihren höchsten Graden,<br />

den Tod des Gegners sucht, <strong>als</strong> das größte Uebel, das<br />

sich verhängen läßt. – Meinungen wechseln nach Zeit<br />

<strong>und</strong> Ort; aber die Stimme der Natur bleibt sich stets<br />

<strong>und</strong> überall gleich, ist daher vor Allem zu beachten.<br />

Sie scheint nun hier deutlich auszusagen, daß der Tod<br />

ein großes Uebel sei. In der Sprache der Natur bedeutet<br />

Tod Vernichtung. Und daß es mit dem Tode Ernst<br />

sei, ließe sich schon daraus abnehmen, daß es mit<br />

dem Leben, wie Jeder weiß, kein Spaaß ist. Wir müssen<br />

wohl nichts Besseres, <strong>als</strong> diese Beiden, werth<br />

seyn.<br />

In der That ist die Todesfurcht von aller Erkenntniß<br />

unabhängig: denn das Thier hat sie, obwohl es den<br />

Tod nicht kennt. Alles, was geboren wird, bringt sie<br />

schon mit auf die <strong>Welt</strong>. <strong>Die</strong>se Todesfurcht a priori ist<br />

aber eben nur die Kehrseite des <strong>Wille</strong>ns zum Leben,<br />

welcher wir Alle ja sind. Daher ist jedem Thiere, wie<br />

die Sorge für seine Erhaltung, so die Furcht vor seiner<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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