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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63672 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 597<br />

scheidung gestatten. Meistens spricht nun für den<br />

einen der Entschlüsse mehr die weitsehende, vernünftige<br />

Ueberlegung, für den andern mehr die unmittelbare<br />

Neigung, Solange wir, gezwungen, passiv bleiben,<br />

scheint die Seite der Vernunft das Uebergewicht<br />

behalten zu wollen; allein wir sehn voraus, wie stark<br />

die andere Seite ziehn wird, wann die Gelegenheit<br />

zum Handeln daseyn wird. Bis dahin sind wir eifrig<br />

bemüht, durch kalte Meditation des pro et contra, die<br />

beiderseitigen Motive ins hellste Licht zu stellen,<br />

damit jedes mit seiner ganzen Gewalt auf den <strong>Wille</strong>n<br />

wirken könne, wann der Zeitpunkt daseyn wird, <strong>und</strong><br />

nicht etwan ein Fehler von Seiten des Intellekts den<br />

<strong>Wille</strong>n verleite, sich anders zu entscheiden, <strong>als</strong> er<br />

würde, wenn Alles gleichmäßig einwirkte. <strong>Die</strong>s deutliche<br />

Entfalten der gegenseitigen Motive ist nun aber<br />

Alles, was der Intellekt bei der Wahl thun kann. <strong>Die</strong><br />

eigentliche Entscheidung wartet er so passiv <strong>und</strong> mit<br />

der selben gespannten Neugier ab, wie die eines fremden<br />

<strong>Wille</strong>ns. Ihm müssen daher, von seinem Standpunkt<br />

aus, beide Entscheidungen <strong>als</strong> gleich möglich<br />

erscheinen: dies nun eben ist der Schein der empirischen<br />

Freiheit des <strong>Wille</strong>ns. In die Sphäre des Intellekts<br />

tritt die Entscheidung freilich ganz empirisch,<br />

<strong>als</strong> endlicher Ausschlag der Sache; dennoch ist sie<br />

hervorgegangen aus der Innern Beschaffenheit, dem<br />

intelligibeln Charakter, des individuellen <strong>Wille</strong>ns, in<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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