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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64914 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1839<br />

wendet, gewissermaaßen um sich zu zerstreuen, <strong>und</strong><br />

nun mit desto größerer Energie sich auf die fremde<br />

Außenwelt richtet, <strong>als</strong>o leichter rein objektiv wird.<br />

Günstige persönliche Verhältnisse wirken umgekehrt.<br />

Im Ganzen <strong>und</strong> Allgemeinen jedoch beruht die dem<br />

Genie beigegebene Melancholie darauf, daß der <strong>Wille</strong><br />

zum Leben, von je hellerem Intellekt er sich beleuchtet<br />

findet, desto deutlicher das Elend seines Zustandes<br />

wahrnimmt. – <strong>Die</strong> so häufig bemerkte trübe Stimmung<br />

hochbegabter Geister hat ihr Sinnbild am<br />

Montblanc, dessen Gipfel meistens bewölkt ist; aber<br />

wann bisweilen, zumal früh Morgens, der Wolkenschleier<br />

reißt <strong>und</strong> nun der Berg vom Sonnenlichte<br />

roth, aus seiner Himmelshöhe über den Wolken, auf<br />

Chamouni herabsieht; dann ist es ein Anblick, bei<br />

welchem Jedem das Herz im tiefsten Gr<strong>und</strong>e aufgeht.<br />

So zeigt auch das meistens melancholische Genie<br />

zwischendurch die schon oben geschilderte, nur ihm<br />

mögliche, aus der vollkommensten Objektivität des<br />

Geistes entspringende, eigenthümliche Heiterkeit, die<br />

wie ein Lichtglanz auf seiner hohen Stirne schwebt: in<br />

tristitia hilaris, in hilaritate tristis. –<br />

Alle Pfuscher sind es, im letzten Gr<strong>und</strong>e, dadurch,<br />

daß ihr Intellekt, dem <strong>Wille</strong>n noch zu fest verb<strong>und</strong>en,<br />

nur unter dessen Anspornung in Thätigkeit geräth,<br />

<strong>und</strong> daher eben ganz in dessen <strong>Die</strong>nste bleibt. Sie<br />

sind demzufolge keiner andern, <strong>als</strong> persönlicher<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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