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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64563 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1488<br />

schen durchführen. Wie nämlich eine große Krone nur<br />

einer großen Wurzel zu entsprießen pflegt; so finden<br />

die größten intellektuellen Fähigkeiten sich nur bei<br />

heftigem, leidenschaftlichem <strong>Wille</strong>n. Ein Genie von<br />

phlegmatischem Charakter <strong>und</strong> schwachen Leidenschaften<br />

würde den Saftpflanzen, die bei ansehnlicher,<br />

aus dicken Blättern bestehender Krone, sehr kleine<br />

Wurzeln haben, gleichen; wird jedoch nicht gef<strong>und</strong>en<br />

werden. Daß Heftigkeit des <strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> Leidenschaftlichkeit<br />

des Charakters eine Bedingung der erhöhten<br />

Intelligenz ist, stellt sich physiologisch dadurch<br />

dar, daß die Thätigkeit des Gehirns bedingt ist<br />

durch die Bewegung, welche die großen, nach der<br />

basis cerebri laufenden Arterien ihm mit jedem Pulsschlage<br />

mittheilen; daher ein energischer Herzschlag,<br />

ja sogar, nach Bichat, ein kurzer H<strong>als</strong>, ein Erforderniß<br />

großer Gehirnthätigkeit ist. Wohl aber findet sich das<br />

Gegentheil des Obigen: heftige Begierden, leidenschaftlicher,<br />

ungestümer Charakter, bei schwachem<br />

Intellekt, d.h. bei kleinem <strong>und</strong> übel konformirtem Gehirn,<br />

in dicker Schaale; eine so häufige, <strong>als</strong> widrige<br />

Erscheinung: man könnte sie allenfalls den Runkelrüben<br />

vergleichen.<br />

2) Um nun aber das Bewußtsein nicht bloß bildlich<br />

zu beschreiben, sondern gründlich zu erkennen, haben<br />

wir zuvörderst aufzusuchen, was in jedem Bewußtsein<br />

sich auf gleiche Weise vorfindet <strong>und</strong> daher, <strong>als</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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