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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65044 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1969<br />

tung zu unterwerfen, mithin die Verbindung jener metaphysischen<br />

Seite der Musik mit der genugsam untersuchten<br />

<strong>und</strong> bekannten physischen nachzuweisen. –<br />

Ich gehe von der allgemein bekannten <strong>und</strong> durch<br />

neuere Einwürfe keineswegs erschütterten Theorie<br />

aus, daß alle Harmonie der Töne auf der Koincidenz<br />

der Vibrationen beruht, welche, wann zwei Töne zugleich<br />

erklingen, etwan bei jeder zweiten, oder bei<br />

jeder dritten, oder bei jeder vierten Vibration eintrifft,<br />

wonach sie dann Oktave, Quinte, oder Quarte von<br />

einander sind u.s.w. So lange nämlich die Vibrationen<br />

zweier Töne ein rationales <strong>und</strong> in kleinen Zahlen ausdrückbares<br />

Verhältniß zu einander haben, lassen sie<br />

sich, durch ihre oft wiederkehrende Koincidenz, in<br />

unserer Apprehension zusammenfassen: die Töne verschmelzen<br />

mit einander <strong>und</strong> stehn dadurch im Einklang.<br />

Ist hingegen jenes Verhältniß ein irrationales,<br />

oder ein nur in größern Zahlen ausdrückbares; so tritt<br />

keine faßliche Koincidenz der Vibrationen ein, sondern<br />

obstrepunt sibi perpetuo, wodurch sie der Zusammenfassung<br />

in unserer Apprehension widerstreben<br />

<strong>und</strong> demnach eine Dissonanz heißen. <strong>Die</strong>ser<br />

Theorie nun zufolge ist die Musik ein Mittel, rationale<br />

<strong>und</strong> irrationale Zahlenverhältnisse, nicht etwan, wie<br />

die Arithmetik, durch Hülfe des Begriffs faßlich zu<br />

machen, sondern dieselben zu einer ganz unmittelbaren<br />

<strong>und</strong> simultanen sinnlichen Erkenntniß zu bringen.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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