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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65157 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2082<br />

gleichen. – Das hier am Thiere Nachgewiesene gilt<br />

auch vom Menschen: denn wenn gleich bei diesem<br />

der Zeugungsakt von der vollständigen Erkenntniß<br />

seiner Endursache begleitet ist; so ist er doch nicht<br />

von ihr geleitet, sondern geht unmittelbar aus dem<br />

<strong>Wille</strong>n zum Leben hervor, <strong>als</strong> dessen Koncentration.<br />

Er ist sonach den instinktiven Handlungen beizuzählen.<br />

Denn so wenig bei der Zeugung das Thier durch<br />

die Erkenntniß des Zweckes geleitet ist, so wenig ist<br />

es dieses bei den Kunsttrieben: auch in diesen äußert<br />

sich der <strong>Wille</strong>, in der Hauptsache, ohne die Vermittelung<br />

der Erkenntniß, <strong>als</strong> welcher, hier wie dort, nur<br />

das Detail anheimgestellt ist. <strong>Die</strong> Zeugung ist gewissermaaßen<br />

der bew<strong>und</strong>erungswürdigste der Kunsttriebe<br />

<strong>und</strong> sein Werk das erstaunlichste.<br />

Aus diesen Betrachtungen erklärt es sich, warum<br />

die Begierde des Geschlechts einen von jeder andern<br />

sehr verschiedenen Charakter trägt; sie ist nicht nur<br />

die stärkeste, sondern sogar specifisch von mächtigerer<br />

Art <strong>als</strong> alle andern. Sie wird überall stillschweigend<br />

vorausgesetzt, <strong>als</strong> nothwendig <strong>und</strong> unausbleiblich,<br />

<strong>und</strong> ist nicht, wie andere Wünsche, Sache des<br />

Geschmacks <strong>und</strong> der Laune. Denn sie ist der Wunsch,<br />

welcher selbst das Wesen des Menschen ausmacht.<br />

Im Konflikt mit ihr ist kein Motiv so stark, daß es des<br />

Sieges gewiß wäre. Sie ist so sehr die Hauptsache,<br />

daß für die Entbehrung ihrer Befriedigung keine an-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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