02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63869 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 794<br />

gegangen ist, so arm, freudelos <strong>und</strong> voll Entbehrungen<br />

sein Zustand, von außen gesehn, auch ist, voll innerer<br />

Freudigkeit <strong>und</strong> wahrer Himmelsruhe. Es ist<br />

nicht der unruhige Lebensdrang, die jubelnde Freude,<br />

welche heftiges Leiden zur vorhergegangenen, oder<br />

nachfolgenden Bedingung hat, wie sie den Wandel<br />

des lebenslustigen Menschen ausmachen; sondern es<br />

ist ein unerschütterlicher Friede, eine tiefe Ruhe <strong>und</strong><br />

innige Heiterkeit, ein Zustand, zu dem wir, wenn er<br />

uns vor die Augen oder die Einbildungskraft gebracht<br />

wird, nicht ohne die größte Sehnsucht blicken können,<br />

indem wir ihn sogleich <strong>als</strong> das allein Rechte,<br />

alles Andere unendlich überwiegende anerkennen, zu<br />

welchem unser besserer Geist uns das große sapere<br />

aude zuruft. Wir fühlen dann wohl, daß jede der <strong>Welt</strong><br />

abgewonnene Erfüllung unserer Wünsche doch nur<br />

dem Almosen gleicht, welches den Bettler heute am<br />

Leben erhält, damit er morgen wieder hungere; die<br />

Resignation dagegen dem ererbten Landgut: es entnimmt<br />

den Besitzer aller Sorgen auf immer.<br />

Es ist uns aus dem dritten Buche erinnerlich, daß<br />

die ästhetische Freude am Schönen, einem großen<br />

Theile nach, darin besteht, daß wir, in den Zustand<br />

der reinen Kontemplation tretend, für den Augenblick<br />

allem Wollen, d.h. allen Wünschen <strong>und</strong> Sorgen, enthoben,<br />

gleichsam uns selbst los werden, nicht mehr<br />

das zum Behuf seines beständigen Wollens erkennen-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!