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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65135 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2060<br />

wußtseyn endlich, stets neu, jedesmal von vorne anfangend.<br />

Der <strong>Wille</strong> allein beharrt; aber auch ihm allein<br />

ist am Beharren gelegen: denn er ist der <strong>Wille</strong><br />

zum Leben. Dem erkennenden Subjekt für sich ist an<br />

nichts gelegen. Im Ich sind jedoch Beide verb<strong>und</strong>en. –<br />

In jedem animalischen Wesen hat der <strong>Wille</strong> einen Intellekt<br />

errungen, welcher das Licht ist, bei dem er hier<br />

seine Zwecke verfolgt. – Beiläufig gesagt, mag die<br />

Todesfurcht zum Theil auch darauf beruhen, daß der<br />

individuelle <strong>Wille</strong> so ungern sich von seinem, durch<br />

den Naturlauf ihm zugefallenen Intellekt trennt, von<br />

seinem Führer <strong>und</strong> Wächter, ohne den er sich hülflos<br />

<strong>und</strong> blind weiß.<br />

Zu dieser Auseinandersetzung stimmt endlich auch<br />

noch jene tägliche moralische Erfahrung, die uns belehrt,<br />

daß der <strong>Wille</strong> allein real ist, hingegen die Objekte<br />

desselben, <strong>als</strong> durch die Erkenntniß bedingt, nur<br />

Erscheinungen, nur Schaum <strong>und</strong> Dunst sind, gleich<br />

dem Weine, welchen Mephistopheles in Auerbachs<br />

Keller kredenzt: nämlich nach jedem sinnlichen<br />

Genuß sagen auch wir: »Mir däuchte doch <strong>als</strong> tränk'<br />

ich Wein«.<br />

<strong>Die</strong> Schrecken des Todes beruhen großentheils auf<br />

dem f<strong>als</strong>chen Schein, daß jetzt das Ich verschwinde,<br />

<strong>und</strong> die <strong>Welt</strong> bleibe, Vielmehr aber ist das Gegentheil<br />

wahr: die <strong>Welt</strong> verschwindet; hingegen der innerste<br />

Kern des Ich, der Träger <strong>und</strong> Hervorbringer jenes<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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