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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65350 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2275<br />

ner Bejahung, nicht aber in seiner Verneinung. Schon<br />

die Heiligkeit, welche jeder rein moralischen Handlung<br />

anhängt, beruht darauf, daß eine solche, im letzten<br />

Gr<strong>und</strong>e, aus der unmittelbaren Erkenntniß der numerischen<br />

Identität des Innern Wesens alles Lebenden<br />

entspringt82. <strong>Die</strong>se Identität ist aber eigentlich nur im<br />

Zustande der Verneinung des <strong>Wille</strong>ns (Nirwana) vorhanden,<br />

da seine Bejahung (Sansara) die Erscheinung<br />

desselben in der Vielheit zur Form hat. Bejahung des<br />

<strong>Wille</strong>ns zum Leben, Erscheinungswelt, Diversität<br />

aller Wesen, Individualität, Egoismus, Haß, Bosheit<br />

entspringen aus einer Wurzel; <strong>und</strong> eben so andererseits<br />

<strong>Welt</strong> des Dinges an sich, Identität aller Wesen,<br />

Gerechtigkeit, Menschenliebe, Verneinung des <strong>Wille</strong>ns<br />

zum Leben. Wenn nun, wie ich genugsam gezeigt<br />

habe, schon die moralischen Tugenden aus dem<br />

Innewerden jener Identität aller Wesen entstehn, diese<br />

aber nicht in der Erscheinung, sondern nur im Dinge<br />

an sich, in der Wurzel aller Wesen liegt; so ist die tugendhafte<br />

Handlung ein momentaner Durchgang<br />

durch den Punkt, zu welchem die bleibende Rückkehr<br />

die Verneinung des <strong>Wille</strong>ns zum Leben ist.<br />

Ein Folgesatz des Gesagten ist, daß wir keinen<br />

Gr<strong>und</strong> haben anzunehmen, daß es noch vollkommenere<br />

Intelligenzen, <strong>als</strong> die menschliche gebe. Denn<br />

wir sehn, daß schon diese hinreicht, dem <strong>Wille</strong>n diejenige<br />

Erkenntniß zu verleihen, in Folge welcher er sich<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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