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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63682 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 607<br />

bensklugheit, auf die Wahl der Mittel <strong>und</strong> die Beurtheilung<br />

der Angemessenheit des Zwecks zu meinem<br />

eigentlichen <strong>Wille</strong>n; sondern auch auf das eigentlich<br />

Ethische. So kann ich z.B. egoistischer gehandelt<br />

haben, <strong>als</strong> meinem Charakter gemäß ist, irre geführt<br />

durch übertriebene <strong>Vorstellung</strong>en von der Noth, in der<br />

ich selbst war, oder auch von der List, F<strong>als</strong>chheit,<br />

Bosheit Anderer, oder auch dadurch, daß ich übereilt,<br />

d.h. ohne Ueberlegung handelte, bestimmt, nicht<br />

durch in abstracto deutlich erkannte, sondern durch<br />

bloß anschauliche Motive, durch den Eindruck der<br />

Gegenwart <strong>und</strong> durch den Affekt, den er erregte, <strong>und</strong><br />

der so stark war, daß ich nicht eigentlich den Gebrauch<br />

meiner Vernunft hatte; die Rückkehr der Besinnung<br />

ist dann aber auch hier nur berichtigte Erkenntniß,<br />

aus welcher Reue hervorgehn kann, die sich<br />

dann allemal durch Gutmachen des Geschehenen, so<br />

weit es möglich ist, k<strong>und</strong> giebt. Doch ist zu bemerken,<br />

daß man, um sich selbst zu täuschen, sich<br />

scheinbare Uebereilungen vorbereitet, die eigentlich<br />

heimlich überlegte Handlungen sind. Denn wir betrügen<br />

<strong>und</strong> schmeicheln Niemanden durch so feine<br />

Kunstgriffe, <strong>als</strong> uns selbst. – Auch der umgekehrte<br />

Fall des Angeführten kann eintreten: mich kann ein zu<br />

gutes Zutrauen zu Andern, oder Unkenntniß des relativen<br />

Werthes der Güter des Lebens, oder irgend ein<br />

abstraktes Dogma, den Glauben an welches ich nun-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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