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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63713 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 638<br />

wie man eine Seifenblase so lange <strong>und</strong> so groß <strong>als</strong><br />

möglich aufbläst, wiewohl mit der festen Gewißheit,<br />

daß sie platzen wird.<br />

Sahen wir schon in der erkenntnißlosen Natur das<br />

innere Wesen derselben <strong>als</strong> ein beständiges Streben,<br />

ohne Ziel <strong>und</strong> ohne Rast; so tritt uns bei der Betrachtung<br />

des Thieres <strong>und</strong> des Menschen dieses noch viel<br />

deutlicher entgegen. Wollen <strong>und</strong> Streben ist sein ganzes<br />

Wesen, einem unlöschbaren Durst gänzlich zu<br />

vergleichen. <strong>Die</strong> Basis alles Wollens aber ist Bedürftigkeit,<br />

Mangel, <strong>als</strong>o Schmerz, dem er folglich schon<br />

ursprünglich <strong>und</strong> durch sein Wesen anheimfällt. Fehlt<br />

es ihm hingegen an Objekten des Wollens, indem die<br />

zu leichte Befriedigung sie ihm sogleich wieder wegnimmt;<br />

so befällt ihn furchtbare Leere <strong>und</strong> Langeweile:<br />

d.h. sein Wesen <strong>und</strong> sein Daseyn selbst wird ihm<br />

zur unerträglichen Last. Sein Leben schwingt <strong>als</strong>o,<br />

gleich einem Pendel, hin <strong>und</strong> her, zwischen dem<br />

Schmerz <strong>und</strong> der Langenweile, welche Beide in der<br />

That dessen letzte Bestandtheile sind. <strong>Die</strong>ses hat sich<br />

sehr seltsam auch dadurch aussprechen müssen, daß,<br />

nachdem der Mensch alle Leiden <strong>und</strong> Quaalen in die<br />

Hölle versetzt hatte, für den Himmel nun nichts übrig<br />

blieb, <strong>als</strong> eben Langeweile.<br />

Das stete Streben aber, welches das Wesen jeder<br />

Erscheinung des <strong>Wille</strong>ns ausmacht, erhält auf den<br />

hohem Stufen der Objektivation seine erste <strong>und</strong> allge-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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