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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64111 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1036<br />

ganz Anderes damit bezeichnet, nicht wie dort die auf<br />

Technik gerichtete Vernunft; sondern hier tritt die<br />

praktische Vernunft auf <strong>als</strong> Quell <strong>und</strong> Ursprung der<br />

unleugbaren ethischen Bedeutsamkeit des menschlichen<br />

Handelns, so wie auch aller Tugend, alles Edelmuths<br />

<strong>und</strong> jedes erreichbaren Grades von Heiligkeit.<br />

<strong>Die</strong>ses Alles demnach käme aus bloßer Vernunft <strong>und</strong><br />

erforderte nichts, <strong>als</strong> diese. Vernünftig handeln <strong>und</strong><br />

tugendhaft, edel, heilig handeln wäre Eines <strong>und</strong> das<br />

Selbe: <strong>und</strong> eigennützig, boshaft, lasterhaft handeln<br />

wäre bloß unvernünftig handeln. Inzwischen haben<br />

alle Zeiten, alle Völker, alle Sprachen Beides immer<br />

sehr unterschieden <strong>und</strong> gänzlich für zweierlei gehalten,<br />

wie auch noch bis auf den heutigen Tag alle <strong>Die</strong><br />

thun, welche von der Sprache der neuem Schule<br />

nichts wissen, d.h. die ganze <strong>Welt</strong> mit Ausnahme<br />

eines kleinen Häufchens Deutscher Gelehrten: jene<br />

alle verstehn unter einem tugendhaften Wandel <strong>und</strong><br />

einem vernünftigen Lebenslauf durchaus zwei ganz<br />

verschiedene Dinge. Daß der erhabene Urheber der<br />

Christlichen Religion, dessen Lebenslauf uns <strong>als</strong> das<br />

Vorbild aller Tugend aufgestellt wird, der allervernünftigste<br />

Mensch gewesen wäre, würde man eine<br />

sehr unwürdige, wohl gar eine blasphemirende Redensart<br />

nennen, <strong>und</strong> fast eben so auch, wenn gesagt<br />

würde, daß seine Vorschriften nur die beste Anweisung<br />

zu einem ganz vernünftigen Leben enthielten.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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