18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

63766 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 691<br />

telbar, die fremde Erkenntniß. <strong>Die</strong>s gilt nicht nur von<br />

allen aus offenbarem Eigennutz entsprungenen Lügen,<br />

sondern auch von den aus reiner Bosheit, die sich an<br />

den schmerzlichen Folgen des von ihr veranlaßten<br />

fremden Irrthums weiden will, hervorgegangenen.<br />

Sogar auch die bloße Windbeutelei bezweckt, mittelst<br />

dadurch erhöhter Achtung, oder verbesserter Meinung,<br />

von Seiten der Andern, großem oder leichtern<br />

Einfluß auf ihr Wollen <strong>und</strong> Thun. Das bloße Verweigern<br />

einer Wahrheit, d.h. einer Aussage überhaupt, ist<br />

an sich kein Unrecht, wohl aber jedes Aufheften einer<br />

Lüge. Wer dem verirrten Wanderer den rechten Weg<br />

zu zeigen sich weigert, thut ihm kein Unrecht; wohl<br />

aber der, welcher ihn auf den f<strong>als</strong>chen hinweist. – Aus<br />

dem Gesagten folgt, daß jede Lüge, eben wie jede Gewaltthätigkeit,<br />

<strong>als</strong> solche Unrecht ist; weil sie schon<br />

<strong>als</strong> solche zum Zweck hat, die Herrschaft meines <strong>Wille</strong>ns<br />

auf fremde Individuen auszudehnen, <strong>als</strong>o meinen<br />

<strong>Wille</strong>n durch Verneinung des ihrigen zu bejahen, so<br />

gut wie die Gewalt. – <strong>Die</strong> vollkommenste Lüge aber<br />

ist der gebrochene Vertrag; weil hier alle angeführten<br />

Bestimmungen vollständig <strong>und</strong> deutlich beisammen<br />

sind. Denn, indem ich einen Vertrag eingehe, ist die<br />

fremde verheißene Leistung unmittelbar <strong>und</strong> eingeständlich<br />

das Motiv zur meinigen nunmehr erfolgenden.<br />

<strong>Die</strong> Versprechen werden mit Bedacht <strong>und</strong> förmlich<br />

gewechselt. <strong>Die</strong> Wahrheit der darin gemachten<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!