18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

64304 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1229<br />

sehr der Gebrauch der Vernunft an die Sprache geb<strong>und</strong>en<br />

ist, sehn wir an den Taubstummen, welche,<br />

wenn sie keine Art von Sprache erlernt haben, kaum<br />

mehr Intelligenz zeigen, <strong>als</strong> die Orangutane <strong>und</strong> Elephanten:<br />

denn sie haben fast nur potentiâ nicht actu<br />

Vernunft.<br />

Wort <strong>und</strong> Sprache sind <strong>als</strong>o das unentbehrliche<br />

Mittel zum deutlichen Denken. Wie aber jedes Mittel,<br />

jede Maschine, zugleich beschwert <strong>und</strong> hindert; so<br />

auch die Sprache: weil sie den unendlich nüancirten,<br />

beweglichen <strong>und</strong> modifikabeln Gedanken in gewisse<br />

feste, stehende Formen zwängt <strong>und</strong> indem sie ihn fixirt,<br />

ihn zugleich fesselt. <strong>Die</strong>ses Hinderniß wird durch<br />

die Erlernung mehrerer Sprachen zum Theil beseitigt.<br />

Denn indem, bei dieser, der Gedanke aus einer Form<br />

in die andere gegossen wird, er aber in jeder seine Gestalt<br />

etwas verändert, löst er sich mehr <strong>und</strong> mehr von<br />

jeglicher Form <strong>und</strong> Hülle ab; wodurch sein selbst-eigenes<br />

Wesen deutlicher ins Bewußtseyn tritt <strong>und</strong> er<br />

auch seine ursprüngliche Modifikabilität wieder erhält.<br />

<strong>Die</strong> alten Sprachen aber leisten diesen <strong>Die</strong>nst<br />

sehr viel besser, <strong>als</strong> die neuen; weil, vermöge ihrer<br />

großen Verschiedenheit von diesen, der selbe Gedanke<br />

jetzt auf ganz andere Weise ausgedrückt werden,<br />

<strong>als</strong>o eine höchst verschiedene Form annehmen muß;<br />

wozu noch kommt, daß die vollkommenere Grammatik<br />

der alten Sprachen eine künstlichere <strong>und</strong> vollkom-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!