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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64887 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1812<br />

<strong>Die</strong>se ist im höhern Grade <strong>und</strong> auf einige Dauer nur<br />

dem Genie eigen, <strong>als</strong> welches eben darin besteht, daß<br />

ein größeres Maaß von Erkenntnißkraft daist, <strong>als</strong> der<br />

<strong>Die</strong>nst eines individuellen <strong>Wille</strong>ns erfordert, welcher<br />

Ueberschuß frei wird <strong>und</strong> nun ohne Bezug auf den<br />

<strong>Wille</strong>n die <strong>Welt</strong> auffaßt. Daß <strong>als</strong>o das Kunstwerk die<br />

Auffassung der Ideen, in welcher der ästhetische<br />

Genuß besteht, so sehr erleichtert, beruht nicht bloß<br />

darauf, daß die Kunst, durch Hervorhebung des Wesentlichen<br />

<strong>und</strong> Aussonderung des Unwesentlichen, die<br />

Dinge deutlicher <strong>und</strong> charakteristischer darstellt, sondern<br />

eben so sehr darauf, daß das zur rein objektiven<br />

Auffassung des Wesens der Dinge erforderte gänzliche<br />

Schweigen des <strong>Wille</strong>ns am sichersten dadurch erreicht<br />

wird, daß das angeschaute Objekt selbst gar<br />

nicht im Gebiete der Dinge liegt, welche einer Beziehung<br />

zum <strong>Wille</strong>n fähig sind, indem es kein Wirkliches,<br />

sondern ein bloßes Bild ist. <strong>Die</strong>s nun gilt nicht<br />

allein von den Werken der bildenden Kunst, sondern<br />

eben so von der Poesie: auch ihre Wirkung ist bedingt<br />

durch die antheilslose, willenlose <strong>und</strong> dadurch rein<br />

objektive Auffassung. <strong>Die</strong>se ist es gerade, welche<br />

einen angeschauten Gegenstand malerisch, einen<br />

Vorgang des wirklichen Lebens poetisch erscheinen<br />

läßt; indem nur sie über die Gegenstände der Wirklichkeit<br />

jenen zauberischen Schimmer verbreitet, welchen<br />

man bei sinnlich angeschauten Objekten das<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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