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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63741 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 666<br />

von seinem Ahnherrn, seiner Beatrix <strong>und</strong> verschiedenen<br />

Heiligen ertheilt worden, uns wiederzugeben.<br />

Hieraus aber erhellt genugsam, welcher Art diese<br />

<strong>Welt</strong> ist. Freilich ist am Menschenleben, wie an jeder<br />

schlechten Waare, die Außenseite mit f<strong>als</strong>chem<br />

Schimmer überzogen: immer verbirgt sich was leidet;<br />

hingegen was Jeder an Prunk <strong>und</strong> Glanz erschwingen<br />

kann, trägt er zur Schau, <strong>und</strong> je mehr ihm innere Zufriedenheit<br />

abgeht, desto mehr wünscht er, in der Meinung<br />

Anderer <strong>als</strong> ein Beglückter dazustehn: so weit<br />

geht die Thorheit, <strong>und</strong> die Meinung Anderer ist ein<br />

Hauptziel des Strebens eines Jeden, obgleich die<br />

gänzliche Nichtigkeit desselben schon dadurch sich<br />

ausdrückt, daß in fast allen Sprachen Eitelkeit, vanitas,<br />

ursprünglich Leerheit <strong>und</strong> Nichtigkeit bedeutet. –<br />

Allein auch unter allem diesen Blendwerk können die<br />

Quaalen des Lebens sehr leicht so anwachsen, <strong>und</strong> es<br />

geschieht ja täglich, daß der sonst über Alles gefürchtete<br />

Tod mit Begierde ergriffen wird. Ja, wenn das<br />

Schicksal seine ganze Tücke zeigen will, so kann<br />

selbst diese Zuflucht dem Leidenden versperrt <strong>und</strong> er,<br />

unter den Händen ergrimmter Feinde, grausamen,<br />

langsamen Martern ohne Rettung hingegeben bleiben.<br />

Vergebens ruft dann der Gequälte seine Götter um<br />

Hülfe an: er bleibt seinem Schicksal ohne Gnade<br />

Preis gegeben. <strong>Die</strong>se Rettungslosigkeit ist aber eben<br />

nur der Spiegel der Unbezwinglichkeit seines Wil-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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