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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65116 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2041<br />

gangenheit vor der Geburt erlangen kann. Denn da er<br />

von einem Daseyn vor der Geburt keine Erinnerung<br />

hat, sein Bewußtseyn <strong>als</strong>o mit der Geburt anfängt,<br />

muß ihm diese für ein Hervorgehn seines Daseyns aus<br />

dem Nichts gelten. Dann aber erkauft er die unendliche<br />

Zeit seines Daseyns nach dem Tode für eine eben<br />

so lange vor der Geburt: wobei die Rechnung, ohne<br />

Profit für ihn, aufgeht. Ist hingegen das Daseyn, welches<br />

der Tod unberührt läßt, ein anderes, <strong>als</strong> das des<br />

individuellen Bewußtseyns; so muß es, eben so wie<br />

vom Tode, auch von der Geburt unabhängig seyn, <strong>und</strong><br />

demnach in Beziehung auf dasselbe es gleich wahr<br />

seyn zu sagen: »Ich werde stets seyn« <strong>und</strong> »Ich bin<br />

stets gewesen«; welches dann doch zwei Unendlichkeiten<br />

für eine giebt. – Eigentlich aber liegt im Worte<br />

Ich das größte Aequivokum, wie ohne Weiteres Der<br />

einsehn wird, dem der Inhalt unsers zweiten Buches<br />

<strong>und</strong> die dort durchgeführte Sonderung des wollenden<br />

vom erkennenden Theil unsers Wesens gegenwärtig<br />

ist. Je nachdem ich dieses Wort verstehe, kann ich<br />

sagen: »Der Tod ist mein gänzliches Ende«; oder aber<br />

auch: »Ein so unendlich kleiner Theil der <strong>Welt</strong> ich<br />

bin; ein eben so kleiner Theil meines wahren Wesens<br />

ist diese meine persönliche Erscheinung.« Aber das<br />

Ich ist der finstere Punkt im Bewußtseyn, wie auf der<br />

Netzhaut gerade der Eintrittspunkt des Sehnerven<br />

blind ist, wie das Gehirn selbst völlig unempfindlich,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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