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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63468 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 393<br />

chen Objekte fast immer nur sehr mangelhafte Exemplare<br />

der in ihnen sich darstellenden Idee: daher der<br />

Genius der Phantasie bedarf, um in den Dingen nicht<br />

Das zu sehn, was die Natur wirklich gebildet hat, sondern<br />

was sie zu bilden sich bemühte, aber, wegen des<br />

im vorigen Buche erwähnten Kampfes ihrer Formen<br />

unter einander, nicht zu Stande brachte. Wir werden<br />

hierauf unten, bei Betrachtung der Bildhauerei, zurückkommen.<br />

<strong>Die</strong> Phantasie <strong>als</strong>o erweitert den Gesichtskreis<br />

des Genius über die seiner Person sich in<br />

der Wirklichkeit darbietenden Objekte, sowohl der<br />

Qualität, <strong>als</strong> der Quantität nach. <strong>Die</strong>serwegen nun ist<br />

ungewöhnliche Stärke der Phantasie Begleiterin, ja<br />

Bedingung der Genialität. Nicht aber zeugt umgekehrt<br />

jene von dieser; vielmehr können selbst höchst ungeniale<br />

Menschen viel Phantasie haben. Denn wie man<br />

ein wirkliches Objekt auf zweierlei entgegengesetzte<br />

Weisen betrachten kann: rein objektiv, genial, die<br />

Idee desselben erfassend; oder gemein, bloß in seinen<br />

dem Satz. vom Gr<strong>und</strong> gemäßen Relationen zu andern<br />

Objekten <strong>und</strong> zum eigenen <strong>Wille</strong>n; so kann man auch<br />

eben so ein Phantasma auf beide Weisen anschauen:<br />

in der ersten Art betrachtet, ist es ein Mittel zur Erkenntniß<br />

der Idee, deren Mittheilung das Kunstwerk<br />

ist: im zweiten Fall wird das Phantasma verwendet,<br />

um Luftschlösser zu bauen, die der Selbstsucht <strong>und</strong><br />

der eigenen Laune zusagen, momentan täuschen <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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