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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64572 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1497<br />

sind. <strong>Die</strong>s können wir nun zwar schon wahrnehmen<br />

bei wirklichen Begebenheiten, die den <strong>Wille</strong>n lebhaft<br />

erregen, während sie zunächst <strong>und</strong> an sich selbst bloß<br />

Gegenstände des Intellekts sind. Allein theils ist es<br />

hiebei nicht so augenfällig, daß auch diese Wirklichkeit<br />

<strong>als</strong> solche zunächst nur im Intellekt vorhanden<br />

ist; theils geht der Wechsel dabei meistens nicht so<br />

rasch vor sich, wie es nöthig ist, wenn die Sache<br />

leicht übersehbar <strong>und</strong> dadurch recht faßlich werden<br />

soll. Beides ist hingegen der Fall, wenn es bloße Gedanken<br />

<strong>und</strong> Phantasien sind, die wir auf den <strong>Wille</strong>n<br />

einwirken lassen. Wenn wir z.B., mit uns selbst allein,<br />

unsere persönlichen Angelegenheiten überdenken<br />

<strong>und</strong> nun etwan das Drohende einer wirklich vorhandenen<br />

Gefahr <strong>und</strong> die Möglichkeit eines unglücklichen<br />

Ausganges uns lebhaft vergegenwärtigen; so<br />

preßt <strong>als</strong>bald Angst das Herz zusammen <strong>und</strong> das Blut<br />

stockt in den Adern. Geht dann aber der Intellekt zur<br />

Möglichkeit des entgegengesetzten Ausganges über<br />

<strong>und</strong> läßt die Phantasie das lang gehoffte, dadurch erreichte<br />

Glück ausmalen; so gerathen <strong>als</strong>bald alle<br />

Pulse in freudige Bewegung <strong>und</strong> das Herz fühlt sich<br />

federleicht; bis der Intellekt aus seinem Traum erwacht.<br />

Darauf nun führe etwan irgend ein Anlaß die<br />

Erinnerung an eine längst ein Mal erlittene Beleidigung<br />

oder Beeinträchtigung herbei: sogleich durchstürmt<br />

Zorn <strong>und</strong> Groll die eben noch ruhige Brust.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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