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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63930 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 855<br />

Miene macht, <strong>als</strong> ob er alle Fesseln früh eingeimpfter,<br />

der Zelt <strong>und</strong> der Nation angehörender Meinungen, mit<br />

einem Male abwerfen wollte, es aber bloß zum Schein<br />

auf einen Augenblick thut, um sie sogleich wieder<br />

aufzunehmen <strong>und</strong> desto fester zu halten; <strong>und</strong> eben so<br />

alle seine Nachfolger bis auf Kant. Sehr anwendbar<br />

auf einen freien Selbstdenker dieses Schlages ist<br />

daher Goethes Vers:<br />

»Er scheint mir, mit Verlaub von Ewr Gnaden,<br />

Wie eine der langbeinigen Cikaden,<br />

<strong>Die</strong> immer fliegt <strong>und</strong> fliegend springt –<br />

Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt.« –<br />

Kant hatte Gründe, die Miene zu machen, <strong>als</strong> ob er<br />

es auch nur so meinte. Aber aus dem vorgeblichen<br />

Sprunge, der zugestanden war, weil man schon wußte,<br />

daß er ins Gras zurückführt, ward diesmal ein Flug,<br />

<strong>und</strong> jetzt haben, die unten stehn, nur das Nachsehn<br />

<strong>und</strong> können nicht mehr ihn wieder einfangen.<br />

Kant <strong>als</strong>o wagte es, aus seiner Lehre die Unbeweisbarkeit<br />

aller jener vorgeblich so oft bewiesenen Dogmen<br />

darzuthun. <strong>Die</strong> spekulative Theologie <strong>und</strong> die<br />

mit ihr zusammenhängende rationale Psychologie<br />

empfiengen von ihm den Todesstreich. Seitdem sind<br />

sie aus der Deutschen Philosophie verschw<strong>und</strong>en, <strong>und</strong><br />

man darf sich nicht dadurch irre machen lassen, daß<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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