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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64118 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1043<br />

lich praktische Richtung: wird nun aber auch diese<br />

verlassen, verliert das Denken die Herrschaft über das<br />

Handeln, wo es dann heißt: Scio meliora, proboque,<br />

deteriora sequor, oder »Le matin je fais des projets,<br />

et le soir je fais des sottises«, läßt <strong>als</strong>o der Mensch<br />

sein Handeln nicht durch sein Denken geleitet werden,<br />

sondern durch den Eindruck der Gegenwart, fast<br />

nach Weise des Thieres, so nennt man ihn unvernünftig<br />

(ohne dadurch ihm moralische Schlechtigkeit vorzuwerfen),<br />

obwohl es Ihm eigentlich nicht an Vernunft,<br />

sondern an Anwendung derselben auf sein Handeln<br />

fehlt, <strong>und</strong> man gewissermaaßen sagen könnte,<br />

seine Vernunft sei lediglich theoretisch, aber nicht<br />

praktisch. Er kann dabei ein recht guter Mensch seyn,<br />

wie Mancher, der keinen Unglücklichen sehn kann,<br />

ohne ihm zu helfen, selbst mit Aufopferung, hingegen<br />

seine Schulden unbezahlt läßt. Der Ausübung großer<br />

Verbrechen ist ein solcher unvernünftiger Charakter<br />

gar nicht fähig, weil die dabei immer nöthige Planmäßigkeit,<br />

Verstellung <strong>und</strong> Selbstbeherrschung ihm unmöglich<br />

ist. Zu einem sehr hohen Grade von Tugend<br />

wird er es jedoch auch schwerlich bringen: denn,<br />

wenn er auch von Natur noch so sehr zum Guten geneigt<br />

ist; so können doch die einzelnen lasterhaften<br />

<strong>und</strong> boshaften Aufwallungen, denen jeder Mensch unterworfen<br />

ist, nicht ausbleiben <strong>und</strong> müssen, wo nicht<br />

Vernunft sich praktisch erzeigend, ihnen unveränder-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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