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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64978 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1903<br />

der Kampf zwischen Starrheit <strong>und</strong> Schwere, welchen<br />

die antike Baukunst so offen <strong>und</strong> naiv darlegt, ein<br />

wirklicher <strong>und</strong> wahrer, in der Natur gegründeter ist;<br />

die gänzliche Ueberwindung der Schwere durch die<br />

Starrheit hingegen ein bloßer Schein bleibt, eine Fiktion,<br />

durch Täuschung beglaubigt. – Wie aus dem<br />

hier angegebenen Gr<strong>und</strong>gedanken <strong>und</strong> den oben bemerkten<br />

Eigenthümlichkeiten der Gothischen Baukunst<br />

der mysteriöse <strong>und</strong> hyperphysische Charakter,<br />

welcher derselben zuerkannt wird, hervorgeht, wird<br />

Jeder sich leicht deutlich machen können. Hauptsächlich<br />

entsteht er, wie schon erwähnt, dadurch, daß hier<br />

das Willkürliche an die Stelle des rein Rationellen,<br />

sich <strong>als</strong> durchgängige Angemessenheit des Mittels<br />

zum Zweck K<strong>und</strong>gebenden, getreten ist. Das viele eigentlich<br />

Zwecklose <strong>und</strong> doch so sorgfältig Vollendete<br />

erregt die Voraussetzung unbekannter, unerforschlicher,<br />

geheimer Zwecke, d.i. das mysteriöse Ansehn.<br />

Hingegen ist die glänzende Seite der Gothischen Kirchen<br />

die innere; weil hier die Wirkung des von<br />

schlanken, krystallinisch aufstrebenden Pfeilern getragenen,<br />

hoch hinaufgehobenen <strong>und</strong>, bei verschw<strong>und</strong>ener<br />

Last, ewige Sicherheit verheißenden Kreuzgewölbes<br />

auf das Gemüth eindringt, die meisten der erwähnten<br />

Uebelstände aber draußen liegen. An antiken<br />

Gebäuden ist die Außenseite die vortheilhaftere; weil<br />

man dort Stütze <strong>und</strong> Last besser übersieht, im Innern<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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