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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65113 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2038<br />

wohlerwogen, daß wir jederzeit daseyn müssen. Denn<br />

wir sind selbst das Wesen, welches die Zeit, um ihre<br />

Leere auszufüllen, in sich aufgenommen hat: deshalb<br />

füllt es eben die ganze Zeit, Gegenwart, Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> Zukunft auf gleiche Weise, <strong>und</strong> es ist uns so<br />

unmöglich, aus dem Daseyn, wie aus dem Raum hinauszufallen.<br />

– Genau betrachtet ist es <strong>und</strong>enkbar, daß<br />

Das, was ein Mal in aller Kraft der Wirklichkeit daist,<br />

jem<strong>als</strong> zu nichts werden <strong>und</strong> dann eine unendliche<br />

Zeit hindurch nicht seyn sollte. Hieraus ist die Lehre<br />

der Christen von der Wiederbringung aller Dinge, die<br />

der Hindu von der sich stets erneuernden Schöpfung<br />

der <strong>Welt</strong> durch Brahma, nebst ähnlichen Dogmen<br />

Griechischer Philosophen hervorgegangen. – Das<br />

große Geheimniß unsers Seyns <strong>und</strong> Nichtseins, welches<br />

aufzuklären diese <strong>und</strong> alle damit verwandten<br />

Dogmen erdacht wurden, beruht zuletzt darauf, daß<br />

das Selbe, was objektiv eine unendliche Zeitreihe ausmacht,<br />

subjektiv ein Punkt, eine untheilbare, allezeit<br />

gegenwärtige Gegenwart ist; aber wer faßt es? Am<br />

deutlichsten hat es Kant dargelegt, in seiner unsterblichen<br />

Lehre von der Idealität der Zeit <strong>und</strong> der alleinigen<br />

Realität des Dinges an sich. Denn aus dieser ergiebt<br />

sich, daß das eigentlich Wesentliche der Dinge,<br />

des Menschen, der <strong>Welt</strong>, bleibend <strong>und</strong> beharrend im<br />

Nunc stans, liegt, fest <strong>und</strong> unbeweglich; <strong>und</strong> daß der<br />

Wechsel der Erscheinungen <strong>und</strong> Begebenheiten eine<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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