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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63881 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 806<br />

überblickend, oder einen großen <strong>und</strong> unheilbaren<br />

Schmerz betrauernd, doch nicht eigentlich auf die<br />

Verkettung von Umständen hinsieht, die gerade sein<br />

Leben in Trauer stürzten, <strong>und</strong> nicht bei jenem einzelnen<br />

großen Unglück, das ihn traf, stehn bleibt; – denn<br />

bis dahin folgt seine Erkenntniß noch dem Satz vom<br />

Gr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> klebt an der einzelnen Erscheinung; er<br />

will auch noch immer das Leben, nur nicht unter den<br />

ihm gewordenen Bedingungen; -sondern er steht erst<br />

dann wirklich ehrwürdig da, wann sein Blick sich<br />

vom Einzelnen zum Allgemeinen erhoben hat, wann<br />

er sein eigenes Leiden nur <strong>als</strong> Beispiel des Ganzen<br />

betrachtet <strong>und</strong> ihm, indem er in ethischer Hinsicht genial<br />

wird, ein Fall für tausende gilt, daher dann das<br />

Ganze des Lebens, <strong>als</strong> wesentliches Leiden aufgefaßt,<br />

ihn zur Resignation bringt. <strong>Die</strong>serwegen ist es ehrwürdig,<br />

wenn in Goethes »Torquato Tasso« die Prinzessin<br />

sich darüber ausläßt, wie ihr eigenes Leben<br />

<strong>und</strong> das der Ihrigen immer traurig <strong>und</strong> freudenlos gewesen<br />

ist, <strong>und</strong> sie dabei ganz ins Allgemeine blickt.<br />

Einen sehr edlen Charakter denken wir uns immer<br />

mit einem gewissen Anstrich stiller Trauer, die nichts<br />

weniger ist, <strong>als</strong> beständige Verdrießlichkeit über die<br />

täglichen Widerwärtigkeiten (eine solche wäre ein unedler<br />

Zug <strong>und</strong> ließe böse Gesinnung fürchten); sondern<br />

ein aus der Erkenntniß hervorgegangenes Bewußtseyn<br />

der Nichtigkeit aller Güter <strong>und</strong> des Leidens<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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